So früh morgens und bei ungemütlichem Nieselregen hat man den großen Park am Stadtrand noch ganz für sich alleine. Denkste! Infernalisch laute Schlagermusik dröhnt durch die Botanik. Um die Uhrzeit schon randalierende Jugendliche? Nein, die Schmachtmusik kommt aus einem Einsatzfahrzeug der kommunalen Grünflächenbehörde. „Du hast mich tausendmal betroooogen …!“ schreit es aus der offenen Autotür. Ein junger Kerl in grünen Arbeitsklamotten springt aus dem Fond und sammelt Müll aus den Anlagen ein. Dann steigt er wieder in den Wagen und schlägt die Tür zu. 

Der Parkaufräumer singt lauthals mit. Es ist schön, wenn die Arbeit so viel Spaß macht.

Die Musik wird zum dumpfen „Umtz-Umtz“. Hundert Meter weiter, nächster Halt: Die Autotür öffnet sich wieder und heraus platzen „Rooosen“ und „Träuuuume“ und der musikbegeisterte Landschaftsgärtner. Er leert die Abfalleimer auf dem Kinderspielplatz. Wieder rein ins Auto, Tür zu und wieder dringt der Rhythmus nur gedämpft heraus. Rasant kurvt das Schlagermobil über die Spazierwege, wie ein Autoscooter auf dem Rummel. Beim nächsten Stopp schallt es: „Ich hab’ ein Rendezvous mit dem Wind heut’ nacht!“ Das „heut’ nacht“ klingt zweistimmig – tatsächlich, jetzt singt der beschwingte Gärtner lauthals mit. „Ich kann nicht widersteeehn“, schmettert er, während er eine leere Schnapsflasche aus einem Blumenbeet aufsammelt und in seinen Müllsack steckt. 

Radioprogramm ist das jedenfalls nicht, denn es ist schon der dritte Titel derselben Interpretin. Es muß also ein Tonträger sein. Eine fremde Spaziergängerin kommt mir entgegen, wir begegnen uns auf Höhe des fidelen Parkaufräumers. Wir verstehen uns ohne Worte und grinsen uns breit an. Dann lacht sie ironisch: „Ist doch schön, wenn die Arbeit so viel Spaß macht.“ Mit einem schmissigen „… heut’ nacht!“ aus dem Autofenster braust der Transporter an uns vorbei und verschwindet hinter der nächsten Hecke. Das „Umtz-Umtz“ verweht.