© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/18 / 01. Juni 2018

Irland stimmt für Abtreibung
Die Unschuld verloren
Jürgen Liminski

Die ungeborenen Kinder haben keine relevante Lobby, schon gar nicht in den Mainstream-Medien. Die Süddeutsche schreibt vom „Recht auf Abtreibung“, die Welt am Sonntag titelt sogar „Irland stimmt für Menschlichkeit“. Das ist intellektuelle Barbarei. Als ob es menschlich wäre, ungeborene Kinder zu töten, als ob es ein Recht gäbe, Menschen zu töten.

Aber man muß konstatieren: Dieses perverse Denken ist common sense in Europa. Jetzt auch in Irland. Die katholische Kirche, die sich dort lange gegen eine Lockerung der Abtreibungsgesetze stemmte, hatte ihre Unschuld verloren, als die Mißbrauchsskandale bekannt wurden. Mit der Unschuld auch ihre Glaubwürdigkeit. Die Zahl der Gläubigen ist seither enorm gesunken. Das gilt nicht nur für Irland, sondern auch allgemein. Es kommt eben doch auch auf das Zeugnis und die Taten an, nicht nur auf Worte.

In Deutschland gehen manche Diözesen diesen Weg und helfen Bedingungen zu schaffen, die es den Frauen erleichtern, ja zum Leben zu sagen. Leider sieht man, anders als in Amerika, nur wenig Bischöfe beim „Marsch für das Leben“. Dieses Zeugnis fehlt. Von der Politik ist hier sowieso nichts zu erwarten. Regierung und weite Teile der Opposition schwelgen in den Denkkategorien, die die meisten Medien verbreiten. Zukunftsträchtig ist das nicht.