© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/18 / 01. Juni 2018

Lauren Southern ist ein „ganzer Kerl“ und stürzt sich furchtlos ins politische Getümmel
Der Staatsfeind
Matthias Keller

Sie sei eine „Bedrohung für die grundlegenden Interessen der Gesellschaft“, vor der sich das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nord­irland schützen müsse, weshalb dessen Sicherheitsbehörden Lauren Southern im März bei der Einreise festnehmen und auf Grundlage eines Antiterrorgesetzes verhören ließen. Der zierliche Staatsfeind in Stöckelschuhen hatte bei einem Aufenthalt wenige Wochen zuvor offenbar die Grundfesten des Staates in Gefahr gebracht, als sie im ostenglischen Luton Flugblätter verteilte, die behaupteten: „Allah ist schwul.“

Doch für diese geschmacklose Provokation hat die 22jährige eine gute Erklärung. Ein Artikel im Zeitgeistmagazin Vice habe sie auf die Idee gebracht, ein soziales Experiment durchzuführen. Dort war nämlich behauptet worden, Jesus Christus sei homosexuell. Was nun, wenn man das gleiche ... Die Kanadierin kennt jetzt die Antwort – schließlich wurde sie vom britischen Home Office ausgewiesen.   

Doch das kann einen „echten Kerl“ natürlich nicht erschüttern. Zumindest nicht, seit die 1995 in British Columbia geborene Blondine im Oktober 2016 aufs Amt marschierte und verkündete, ab jetzt ein Mann zu sein. Freilich habe die Ärztin, berichtet Southern, angesichts der gesunden jungen Frau vor ihr, irritiert reagiert, dann aber ohne nennenswerte Gegenwehr oder Untersuchungen als Geschlecht  offiziell „männlich“ bestätigt. Und auch das Einwohneramt zog es vor klein beizugeben, statt sich gegen den offensichtlichen Schwindel zu wehren und Southern achtkant rauszuwerfen. 

Was die Journalistin beabsichtigt hatte, war ihr gelungen – den fortgeschrittenen Zustand des Gender-Wahnsinns, der etliche westliche Länder inzwischen erfaßt hat, aufzuzeigen und der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten; wofür die konservative Aktivistin von ihren Fans weltweit gefeiert wurde. Seitdem sorgt sie selbst unter linksextremen Genderfeministen für maulaffenfeile Gesichter – was sie auf Youtube dokumentiert –, wenn sie ihnen im Ballerinakleidchen, mitten in der heftigsten Konfrontation, eröffnet, daß sie einen Mann und nichts anderes vor sich haben.

Bis 2017 war die Studentin der Politikwissenschaft ohne Abschluß, die auch schon für die Libertäre Partei kandidiert hat, Mitarbeiterin bei Rebel Media (JF 34/17), das in Kanada etwas ähnliches ist wie „Breitbart“ in den USA. Seitdem jedoch geht Southern auf eigene Faust dorthin, wo es aus politisch korrekter Sicht „wehtut“. Etwa nach Südafrika, um eine Reportage über die unfaßbare Gewalt gegen weiße Farmer dort zu drehen. Oder ans Mittelmeer, um das Projekt der Identitären Bewegung „Defend Europe“ zu unterstützen – was erneut mit ihrer Verhaftung, diesmal durch die Italiener, endete. Doch den nächsten Coup hat die junge Wilde zweifellos schon geplant.