© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/18 / 08. Juni 2018

Élisabeth Badinter. Die französische Feministin gilt als „Rassistin“, seit sie den Islam kritisiert
Der Albtraum der Madame
Alain de Benoist

Die ‘Islamophopie’ wurde erfunden, um jene, die nicht rassistisch und antisemitisch sein wollen, doch einzuschüchtern. Sie ist eine Waffe, die den Islamisten von der Demokratie zur Verfügung gestellt wird und die sie gegen sie einsetzen, (...) viele wohlmeinende Zeitgenossen werden so zum Schweigen gebracht. Ich nicht.“ Mit Sätzen wie diesen, jüngst geäußert in einem Interview mit der Schweizer Weltwoche, macht es sich die französische Philosophin Élisabeth Badinter, Professorin an der Pariser Eliteuniversität École polytechnique, nicht leicht.

Doch seit einigen Jahren widmet sich der Kampf der 74jährigen vor allem dem moslemischen Antisemitismus, der im Lande stetig wächst. Im Namen des republikanischen Laizismus bezieht sie Stellung gegen den islamischen Schleier, weil der nach ihrer Ansicht ein „politisches und gemeinschaftliches Banner“ verkörpert. Der feministische Kampf, so Badinter, müsse sich vor allem auch auf die maghrebinische Bevölkerungsgruppe konzentrieren, da sie es sei, die die Frauen am meisten unterdrücke. Wenig überraschend, daß sie darum Feministinnen wie Clémentine Autain oder Christine Delphy als „Rassistin“ gilt. Dabei rechnet sich die Feministin Badinter der Linken zu, obwohl sie Hauptaktionärin und Aufsichtsratschefin von Publicis ist, einem der drei größten Werbedienstleister weltweit und ihr Vermögen auf über 650 Millionen Euro geschätzt wird.

Geboren wurde die Frau des bekannten Anwalts Robert Badinter und Tochter des jüdisch-französischen Unternehmers Marcel Bleustein-Blanchet 1944 nahe Paris. Bekannt wurde sie 1980 durch die Debatte um ihr Buch „Die Mutterliebe“, in dem sie die Natürlichkeit derselben in Frage stellte. Später verteidigte sie in „Ich bin Du. Die androgyne Revolution“ (1987) die Vorstellung einer grundlegenden Identität der Geschlechter und meinte, daß „alle Gedanken bezüglich der Differenz potentielle Keimträger von Diskriminierung und Ungleichheit sind“. In „Die Wiederentdeckung der Gleichheit“ (2004) focht sie allerdings auch die „opferbereite Haltung“ der französischen Feministinnen an: „Durch den Wunsch, die Gewalt und die Macht der Frauen zu ignorieren, sie stets für unterdrückt, sprich unschuldig zu erklären“, schaffe man eine Vorstellung, die nur „wenig mit der Wirklichkeit übereinstimmt: Hier die Opfer der männlichen Unterdrückung, dort die allmächtigen Peiniger.“

Nun ist dagegen Badinters Haltung zum neuen, mit dem Islam ins Land gekommenen Antisemitismus Ziel etlicher Kritik. Doch ist dieser schwerlich zu bestreiten. In den öffentlichen Schulen von Seine-Saint-Denis etwa, dem französischen Departement, in dem zwei Drittel der Neugeborenen afrikanischen oder arabischen Ursprungs sind, gibt es kein einziges jüdisches Kind mehr. Und dies ist womöglich erst der Anfang von Élisabeth Badinters Albtraum.