© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/18 / 08. Juni 2018

Wider das Vergessen
Mahnwache: Veteranen erinnern an das Schicksal von Soldaten aus den Auslandseinsätzen
Christian Vollradt

Mit einer Mahnwache haben am vergangenen Freitag Mitglieder des Bundes Deutscher Einsatz-Veteranen der im Auslandseinsatz gefallenen und verwundeten Bundeswehrsoldaten gedacht. Jede Minute ertönte dabei ein Glockenschlag, 111 mal insgesamt: 108 für die in den Auslandseinsätzen der Bundeswehr gefallenen Soldaten, je ein Schlag symbolisch für die, die in irgendeiner Weise verwundet aus dem Einsatz zurückkehrten, einer für die vielen „unsichtbaren Veteranen“ sowie für die, die sich in einer so ausweglosen Situation befanden, daß sie Suizid begangen haben.

Zugleich machte der Verband auf die noch nicht zufriedenstellende Behandlung der Veteranen aus den verschiedenen deutschen Auslandseinsätzen aufmerksam (JF 23/18), auf ihren Wunsch nach einer besseren medizinischen, sozialen oder materiellen Nachsorge durch den Dienstherrn. Dazu gehöre auch ein Zeichen der Wertschätzung. „Ein Veteranentag wäre das Nonplusultra der sichtbaren Anerkennung“, meinte Björn Schreiber, ehemaliger Zeitsoldat und Marineoffizier, der diese Aktion des Veteranenverbandes maßgeblich organisiert hat, gegenüber der JUNGEN FREIHEIT. Außerdem schlug der Afghanistan-Veteran vor, das Totenbuch der Bundeswehr im Bundestag auszulegen; dort, wo die Entsendung deutscher Soldaten in den bewaffneten Einsatz beschlossen wird.

Eine andere Veteranin bedauert die Verständnislosigkeit gegenüber dem Leiden der seelisch Verwundeten. „Es gibt Kameraden, die geraten in eine schwere soziale Schieflage, die rutschen richtig ab“, weiß sie zu berichten. Etwa wenn das Trauma in einer Suchterkrankung mündet, wenn dadurch dann den Betroffenen der Arbeitsplatz und am Ende auch die Wohnung gekündigt wird.