© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/18 / 15. Juni 2018

Frisch gepresst

68er-Nostalgie. Heinz Bude, Jahrgang 1954, seit 2000 Professor für Makrosoziologie in Kassel, ist laut Verlagswerbung „einer der besten Kenner der deutschen Gesellschaft“. Was der langjährige Leiter des Bereichs „Gesellschaft der Bundesrepublik“ am Hamburger Institut für Sozialforschung in seinem neuen Büchlein „Adorno für Ruinenkinder“ aber sehr gut zu verbergen weiß. In dieser Abbreviatur einer „Geschichte von 1968“ vertritt Bude die schon stark angejahrte These, daß die in Ruinen aufgewachsenen Kriegs- und  Nachkriegskinder mit ihrer „trostlosen Vergangenheit im Rücken“ sich eine „Welt des befreiten Lebens“ erobern wollten, was ihnen zumindest im heißen Sommer 1968 während der kurzen „gemeinsamen Erfahrung der Überschreitung und Durchbrechung“ auch gelungen sei. Und solche Trivialitäten garniert Bude mit autobiographischen Einsprengseln und Notizen über Gesprächen mit erinnerungsseligen Freunden, die mit ihm verbindet, wie Michel Foucault & Co. geendet zu sein, „als Propagandisten eines lügnerischen Neoliberalismus“, die den „menschenfressenden Finanzkapitalismus mit einer emanzipatorischen Fassade verbrämt“ haben. (wm)

Heinz Bude: Adorno für Ruinenkinder. Eine Geschichte von 1968. Hanser Verlag, München 2018, gebunden, 125 Seiten, 17 Euro





Fluchthilfe. Als im Sommer 1945 plötzlich polnische Milizen an vielen ostdeutschen Türen klopfen, um oft nur mit einer Frist von zehn Minuten den Befehl zum Aufbruch zu geben, stand er vor allem bei den fliegeralarmerprobten Städtern schon griffbereit: der Fluchtrucksack. Allerdings erfüllte dieses eher mit wichtigen Papieren, Schmuck und Familienfotos präparierte Gepäckstück meist kaum das, was Survival-Spezialist Lars Konarek aktuell als Standardausstattung für den temporären „Bug-out-bag“ oder gar den „INCH-Fluchtrucksack“ empfiehlt. Obwohl der „Prepper“-Fachmann keinesfalls als Pessimist gelten will, erklärt er mit vielen Illustrationen anschaulich, was für die plötzliche mobile Krisenvorsorge notwendig ist und verrät in seinen Exkursen (Erste Hilfe, Gefahren im Wald etc.) für ungediente Stadtmenschen und Nichtjäger hilfreiches Grundwissen. Jedenfalls könnten diese Kenntnisse, aber auch Konareks ausgeklügelte Packlisten so manchem Flüchtling schmerzhaftes Lehrgeld ersparen. (bä)

Lars Konarek: Fluchtrucksack. Perfekte Lösungen für verschiedene Szenarien. Kopp Verlag, Rottenburg 2018, gebunden, 318 Seiten, Abbildungen, 22,95 Euro