© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/18 / 22. Juni 2018

Zeitschriftenkritik: Academia
Das Kreuz mit dem Kreuz
Werner Olles

Seit der neue bayerische Ministerpräsident in allen Landesbehörden Kreuze aufhängen ließ, reißen die Diskussionen um diese Maßnahme nicht ab. Dabei sind es in erster Linie nicht muslimische Verbände, die daran Anstoß nehmen, sondern vor allem hohe geistliche Würdenträger und führende Politiker, darunter der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Reinhard Marx und der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen Armin Laschet (CDU).

„Wohin mit dem Kreuz?“ fragt daher auch Academia, die im 111. Jahrgang sechsmal jährlich in einer Auflage von 26.300 Exemplaren erscheinende „Zeitschrift des Cartellverbandes der Katholischen Studentenverbindungen“ in ihrer aktuellen Ausgabe (3/2018). In diesem Kontext erinnert Redaktionsleiter Veit Neumann an den, „symbolisch verhängnisvollen Augenblick“ beim Besuch auf dem Tempelberg, als Cartellbruder Marx und der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm auf das Zeichen des Kreuzes verzichteten, um ihre islamischen Gastgeber nicht zu verärgern. Auch jetzt sprach Marx wieder von „Spaltung, Unruhe, Gegeneinander“, als Markus Söder (CSU) die Kreuz-Aktion startete. Völlig zu Recht sagte der in Wien amtierende päpstliche Nuntius Stephan Zurbriggen, er sei „als Vertreter des Heiligen Vaters schon traurig und beschämt, daß, wenn in einem Nachbarland Kreuze errichtet werden, ausgerechnet Bischöfe und Priester das kritisieren müssen“. Er erinnerte an Kardinal Jean Louis Tauran, der bei einem Besuch in Saudi-Arabien vom König empfangen wurde und dabei ein großes Brustkreuz trug: „Das ist Mut.“ Während der Bund der Deutschen katholischen Jugend (BDKJ) zeitgeistgemäß von „Ausgrenzungssymbolik“ fabulierte und Laschet auf Distanz zu Söder ging, redeten die Publizisten Alexander Kissler und Jan Fleischhauer Tacheles: Das Christentum werde „von einem hochdotierten Kirchenfunktionär auf jene Schrumpfgestalt verwiesen, die Laizisten ihm zubilligen“ (Kissler) und die Bischofskonferenz sei „eine verläßliche Bank, wenn es darum geht, die Stichworte des liberalen Zeitgeistes aufzunehmen“ (Fleischhauer).

Für eine „Profilschärfung“ der katholischen Verbände plädiert Cartellbruder Heinrich Wullhorst in seinem Beitrag „Licht im zunehmenden Relativismus.“ Elisabeth Justenhoven, Generalsekretärin des Europäischen Kartellverbandes christlicher Studentenverbände (EKV), greift dies auf und weist den Vorstoß linker, grüner und liberaler politischer Kräfte zurück, die Türen zum Geschäftsmodell Abtreibung noch weiter zu öffnen. Es geht um den Gesetzentwurf der SPD, der die Streichung des Paragraphen 219a Strafgesetzbuch vorsieht, der Werbung für Abtreibung unter Strafe stellt. So sei der Begriff, „Schwangerschaftsgewebe“ für das ungeborene Kind aus christlich-katholischer Sicht eine Verharmlosung und ein Schwangerschaftsabbruch nicht hinnehmbar. 

Weitere Beiträge befassen sich mit den katholischen Bruderschaften im Rheinland und den vergessenen Christen im Nahen Osten.

Kontakt: CV-Sekretariat, Linzer Str. 82, 53604 Bad Honnef. Das Einzelheft kostet 4,50 Euro. 

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