© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/18 / 22. Juni 2018

Blick in die Medien
Bitte habt uns lieb
Tobias Dahlbrügge

Die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten haben große Probleme: Abwendung der Bürger, die volkserzieherische Denkbetreuung satt haben, großer Unmut über die jährlichen acht Milliarden Zwangsgebühren, die den Intendanten immer noch nicht reichen, und die Gegenöffentlichkeit im Internet, die immer wieder tendenziöse Beiträge der Anstalten entlarvt.

Um das Vertrauen der Bürger und ihre Zufriedenheit mit dem Angebot wieder zu reparieren, startet die ARD eine große Aktion. Aber leider nicht, indem sie die übermöblierten Anstalten entrümpelt, den Gebührenzwang aufhebt und ab sofort strikt zwischen Meldung und Kommentar trennt. Nein, stattdessen starten die Sender eine „Public-Value-Kampagne“: Unter dem Motto „Wir sind deins“ werben Spots im TV, Radio und Internet dafür, das Fernsehen wieder liebzuhaben.

Hat die ARD etwa die historischen Ereignisse bewirkt, oder was hat sie damit zu tun? 

Dazu werden emotionale Momente gezeigt, in denen Deutsche Gemeinschaftserlebnisse teilen, zum Beispiel beim Sieg der Fußball-WM 2014 oder beim spontanen Anpacken während der Hochwasserkatastrophe an der Elbe. Aber was hat das mit dem Fernsehprogramm zu tun? 

Die Auflösung: „Die ARD ist in der Region tief verankert und kann die Menschen in ganz Deutschland miteinander verbinden.“ Aha. Darum soll „die ARD besser erklärt und der Wert des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für den Zusammenhalt der Gesellschaft stärker herausgestellt werden.“ Das ist nicht nur wackelig konstruiert, sondern auch viel zu spät.

Der große ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm salbadert, die ARD wolle „nicht nur senden, sondern auch empfangen“. Noch heiterer MDR-Intendantin Karola Wille: „Unser Rundfunk leistet einen wichtigen Beitrag für unser Gemeinwesen und unsere Demokratie. Genau darüber wollen wir mit den Menschen, die unseren Rundfunk solidarisch finanzieren, ins Gespräch kommen.“ Da ist sie wieder – die „Demokratieabgabe“.