© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/18 / 29. Juni 2018

Begehrlichkeit der Woche
Sobald das Geld im Kasten klingt
Christian Vollradt


Eine Milliarde Euro sind kein Pappenstiel. Über Niedersachsen gingen sie als warmer Geldregen nieder, eher unverhofft. Allerdings nicht aus heiterem Himmel, sondern aus Wolfsburg. Es ist das Bußgeld, das dem VW-Konzern wegen der Diesel-Affäre um manipulierte Abgasreinigungsanlagen aufgebrummt worden war. Wofür die Moneten vom Mittellandkanal wieder abfließen werden, steht auch schon fest. Je 350 Millionen gehen in schnelles Internet und in die Unikliniken des Landes, je hundert Millionen in den kommunalen Klimaschutz, kommunale Sportstätten und in die Schuldentilgung. Über diesen Verwendungszweck kann man sicher streiten. Aber allemal sinnvoller als das, was laut Berliner Morgenpost der Berliner Bezirk Mitte für seinen Anteil an den zurückfließenden 15 Millionen Euro aus dem Vermögen der ehemaligen DDR-Staatspartei SED anschaffen möchte: fest installierte Elektro-Grills im Monbijoupark. Damit wolle man „das Qualm- und Abfallproblem durch die mitgebrachten Einweggrills in den Griff bekommen“, begründete Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) den Wunsch. Für die Niedersachsen könnte es allerdings auch noch heiß hergehen. Denn Brandenburg und Schleswig-Holstein meldeten ebenfalls Anspruch auf einen Teil der VW-Knete an, die Hannover aber nicht herausrücken will. Die Freude dort könnte jedoch durch etwas anderes getrübt werden. Die Buße werden die Autobauer natürlich als Verlust in der Bilanz verbuchen, wodurch sich wiederum die Rendite verringert. Und das bekommt dann auch der Großaktionär Niedersachsen zu spüren.