© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/18 / 29. Juni 2018

„Ich habe einen Freund verloren“
Weggefährten I: Manfred Brunner stellte seine Überzeugung über das Amt
Peter Gauweiler

Manfred Brunner war neben Hildegard Hamm-Brücher und Josef Ertl der wirkungsmächtigste Politiker der bayerischen FDP. Später Vize-EG-Kommissar in Brüssel, zeigte er Charakter, als er seine Überzeugung über das Amt stellte – indem er vor dem Maastricht-Vertrag warnte –, woraufhin in Bonn seine Ablösung betrieben wurde. Mit seiner Klage gegen den Vertrag war er der erste, der die Aushöhlung des Wahlrechts vor dem Bundesverfassungsgericht problematisierte. Durch das von ihm erstrittene Urteil wurde die Berliner EU-Politik verfassungsrechtlich unumkehrbar eingehegt.

Gerne hätten wir ihn zu uns in die CSU geholt, nachdem er sich schließlich mit seiner Partei auseinandergelebt hatte. Doch auch mit einem Stimmkreis, den ich ihm anbot – ich war damals CSU-Vorsitzender in München –, konnte ich ihn nicht locken. Manfred Brunner wäre ein wichtiger Bundesgenosse gewesen, denn in seinem Herzen war er zeitlebens ein wahrer Liberaler, aber er wollte mit dem Bund freier Bürger (BFB) seinen eigenen Weg gehen.

Immer war er eben Idealist, ein unabhängiger Geist – ja ein wirklich freier Demokrat im besten Sinne des Wortes. Immerhin gelang es ihm später nochmal, in den Münchner Stadtrat einzuziehen, dessen bester Redner er war. Die Arbeit dort hat ihm Freude gemacht, weil die lebensnahe Kommunalpolitik seine eigentliche Profession war. Und hier hatte er auch seine wirkungsvollste Zeit.

Zuvor, als Spitzenpolitiker, hatte er die Möglichkeit, Politik ganz „oben“ zu machen und das Verdiente zu genießen. Aber Manfred Brunner hat auf all das verzichtet, statt dessen den unbequemen Weg gewählt, weil er sich der Sache und den Bürgern verpflichtet fühlte.

Auch wenn ich an ihn persönlich denke, bin ich voller Respekt. Bis zuletzt aktiv, bis zuletzt politisch interessiert und engagiert. Und bis zuletzt von tiefer Zuneigung zu Rom erfüllt, das ihn schon vor seiner Konversion zum Katholizismus immer wieder angezogen hat, weil er ein Streiter für die eine christliche Kirche war und ein wahrer „Lateiner“. Ich habe einen Freund verloren.






Dr. Peter Gauweiler war bayerischer Staatsminister und Abgeordneter des Deutschen Bundestags für die CSU.