© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/18 / 29. Juni 2018

Frisch gepresst

Rätsel Tier. Seit der Antike fragen Philosophen, ob Tiere eine Seele haben, oder ob sie, wie René Descartes als Sprecher der bis ins 20. Jahrhundert herrschenden Meinung behauptete, einfach unter leblose Sachen fallen. Erst jüngst hat sich der Wind derart scharf gedreht, daß lautstarken Lobbyisten herkömmlicher Tier- und Naturschutz nicht mehr reicht, sondern sie dessen Ergänzung durch gesetzlich fixierte Persönlichkeitsrechte für Tiere fordern. Dafür tritt auch der Meeresbiologie und Verhaltensforscher Karsten Brensing ein, der lange als wissenschaftlicher Leiter für das Deutschlandbüro der internationalen Wal- und Delphinschutzorganisation WDC tätig war. Ebenso politisch agiert er als Autor mit seinem streckenweise leider allzu geschwätzigen Überblick über die vielfältige internationale Forschung zur Frage, ob Tiere fühlen und denken können. Weil eine Mehrheit von Wissenschaftlern heute dazu neigt, diese Frage zu bejahen, plädiert Brensing dafür, solchen Lebewesen, die über eine Psyche verfügen, und die, wie etwa Schweine, ein Langzeitgedächtnis besitzen, Lern- und Leidensfähigkeit zeigen, endlich durch Anerkennung von Persönlichkeitsrechten effektiver zu helfen. Der Mensch erreiche mit diesem Schritt zugleich die nächste Stufe seiner moralischen Evolution. (dm)

Karsten Brensing: Das Mysterium der Tiere. Was sie denken, was sie fühlen. Aufbau Verlag, Berlin 2017, gebunden, 384 Seiten, Abbildungen, 22 Euro





Abgeschottet. Der Journalist Karl-Heinz Meier-Braun hat gleich zwei Funktionen: zum einen Leiter der Fachredaktion International beim Südwestrundfunk und Integrationsbeauftrager des öffentlich-rechtlichen Senders. Und genauso wie der Grünen-Politiker Konstantin von Notz entgegen anderer Wahrnehmungen zu erklären versucht, die „Grenzöffnung“ im September 2015 sei nur eine rechte Verschwörungstheorie, beklagt Meier-Braun, daß von einer „Willkommenskultur“ keine Rede sein könne, weil Deutschland bis auf diese „historische Ausnahme“ stets nur auf „Abschottung“ setze. Das Elend der Welt bewußt mißachtend, setze die Politik – Merkels Streit mit Seehofer hin oder her – einzig darauf, „wie sich Deutschland die Flüchtlinge vom Leib hält“. Für alle, die den Elfenbeinturm der Migrationsapologeten erkunden wollen, ist Meier-Brauns Buch ein unbedingtes Muß. (bä)

Karl-Heinz Meier-Braun: Schwarzbuch Migration. Die dunkle Seite unserer Flüchtlingspolitik. Verlag C.H. Beck, München 2018, broschiert, 192 Seiten, 14,95 Euro