© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/18 / 06. Juli 2018

Überlegung, US-Truppen aus Deutschland abzuziehen
Nicht in Aufregung verfallen
Dieter Farwick

In den USA ist es ein permanenter Prozeß, im Pentagon eine Kosten-Nutzen-Analyse für die Dislozierung ihrer Streitkräfte durchzuführen – im In- und Ausland. Kein Grund für Aufrgegung in Deutschland. Für eine Verlegung von US-Streitkräften aus der Bundesrepublik nach Mittel- und Osteuropa – beispielsweise nach Polen – gäbe es nur eine militärische Begründung: die konventionelle Verteidigung und deren glaubwürdige Abschreckung zu verstärken.

Dem widersprächen jedoch gewichtige politische Argumente: Die Nato würde gegen die Vereinbarung mit Rußland verstoßen, Nato-Truppen permanent nach Mittel- und Osteuropa zu verlegen. Eine derartige Verlegung wäre schlecht für die Absichten des amerikanischen Präsidenten Trump, das Verhältnis mit dem russischen Präsidenten Putin auf dem verabredeten Gipfel im Juli 2018 „erfolgreich“ zu gestalten.

Deutschland und Europa sähen zudem keinen Grund, ein mögliches militärisches Vakuum in Zentraleuropa zu füllen. Die deutsche Regierung könnte stattdessen argumentieren, Stationierungskosten zu sparen und leere US-Kasernen lieber dazu zu nutzen, die Wohnungsnot in Deutschland deutlich zu reduzieren.






Dieter Farwick ist Brigadegeneral a. D. und Publizist. Zuletzt erschien sein Buch „Kleinkriege – Die unterschätzte Kriegsform“.