© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/18 / 06. Juli 2018

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Das nenne ich Entmündigung“, JF 27/18

Er bekennt Farbe

Mit großer Freude stieß ich auf sein Gesicht. Seit Jahren schaue ich gerne „Steimles Welt“ im Fernsehen. Wie recht hat er doch, wenn er sagt, daß wir ein besetztes Land sind. Anfang der Achtziger diente ich als Fallschirmjäger in Nagold, da gab es noch einen „östlichen Agressor“, um nicht Rußland zu nennen. Bis ‘89 war das ja für die DDR und einen Teil Berlins „Besatzung“. Mitte der Achtziger war ich über ein Jahr in den USA und lernte dort die Heimatverbundenheit der Amerikaner kennen – um das Wort „Patriotismus“ zu umgehen (welchen wir verloren haben). 

Einmal fiel während dieser Zeit eine Pershing-Rakete von einem US-amerikanischen Lkw; flugs wurde die „Unfallstelle“ großräumig zu „amerikanischem Hoheitsgebiet“ erklärt und kein Deutscher durfte dieses Territorium mehr betreten. Da wurde ich hellhörig. Herr Steimle nennt die Wahrheit beim Namen. Er bekennt Farbe, und das mit sächsischem „Trockenwitz“, den ich so sehr liebe. An diesen Sachsen sende ich gerne ein herzliches „Hut ab“. Ich hoffe, daß er weiterhin kräftig „am Ball“ bleibt, denn wir wissen ja, auch wenn ein „Steimle-Tor“ erst in letzter Sekunde fällt, hat das, nicht nur in Schweden, Auswirkungen.

Rainer Scholtz, Bonndorf






Zur Umfrage der Woche: „Asylstreit in der Union: Sollte die CSU deutschlandweit antreten?“, JF 27/18

Mehr als fünf Jahre zu spät

Die Umfrage der Woche kommt mehr als fünf Jahre zu spät: Mit der Gründung der AfD war der Zug abgefahren für die CSU, sich als bürgerlich-konservative Partei bundesweit zu profilieren. Ja, der bayrische Löwe brüllt mal wieder „mächtig gewaltig“ (vgl. „Die Olsen-Bande“). Das tat er einst schon in Wildbad Kreuth. Diesmal brüllt er aber besonders gewaltig laut! Und wieder landet er da, wo er immer gelandet ist – als Bettvorleger im Bundeskanzleramt. Jetzt vielleicht mal zur Abwechslung als Schnurrekätzchen im Schoß der Bundeskanzlerin, der kinderlosen Mutti der Natio ... äh, eine deutsche Nation gibt es ja schon lange nicht mehr, nur ein „mieses Stück Scheiße“, wie die Linksgrünen diffamieren. Dank für eure Arbeit!

Rainer Rodenwald, Bleckede






Zu: „Wider die halbe Wahrheit“ von Konrad Adam, JF 27/18

Nachweislich falsch

Der von mir sehr geschätzte Autor schlußfolgert angesichts des raschen Rückzuges der Alpengletscher, daß sich der Wechsel des Klimas „früher in kleinen Schritten vollzog“. Das ist nachweislich falsch: Aus grönländischen Eisbohrkernen und Bohrkernen aus dem Meeresboden lassen sich die Temperaturen der letzten Jahrhunderttausende rekonstruieren. Analysen aus Bohrkernen von Sedimenten tiefer alter Binnenseen (etwa der Maare der Eifel) liefern ergänzende Informationen der letzten circa 50.000 Jahre für Deutschland. Am Ende der letzten Eiszeit wurde das Klima zunehmend instabil, warme und kalte Phasen wechselten. So wurden vor 14.700 Jahren binnen weniger Jahrzehnte in Mitteleuropa Jahresmitteltemperaturen erreicht, die den heutigen entsprechen.Vor circa 12.700 Jahren begannen mit der jüngeren Dryaszeit die letzten 1.200 Jahre eines kaltzeitlichen Intermezzos. Vor 11.500 Jahren begann dann binnen weniger Jahrzehnte die heutige sogenannte Warmzeit (mit ebenfalls zahlreichen Klimaschwankungen). Dies belegt auch das von Frank Sirocko herausgegebene Buch „Wetter, Klima, Menschheitsentwicklung. Von der Eiszeit bis ins 21.Jahrhundert.“ (WBG, Darmstadt 2009). Insofern kann ich auch die weiteren Schlußfolgerungen von Herrn Adam nicht teilen.

Dr. med. Uwe Hendrich, Rathenow




Elitäre, panikgesteuerte Hybris

Offenbar liest Herr Adam sehr wenige Programmpapiere der AfD, weswegen er die Argumente der Klimarealisten seiner Partei nicht zur Kenntnis nehmen kann und als Klimakatastrophen-Vorhersager auftritt. Woraus schöpft er? Aus der Pilgerfahrt zum schmelzenden Morteratsch-Gletscher? Aus dem vollgelaufenen Keller in Frankfurt? Von einem Felsabgang in den italienischen Hochalpen? 

Einem gesetzten Senior unwürdig ist die Diffamierung von Kontrahenten – hier EIKE – als bezahlte Lobbyisten und der Vorwurf der Leichtfertigkeit an beinahe 200 Energie-Fachausschuß-Mitglieder der AfD. Ich habe Herrn Adam noch in keiner innerparteilichen Diskussion zum Thema erlebt. Wir hätten ihn gerne befragt; ihn, den Elitären! Perfide ist sein Hinweis auf den „gefährlichen Verdacht“ irgendeines Lobbyismus innerhalb der AfD. Da gibt er das Klatschweib, welches die prickelnde Botschaft mit der Floskel: „Ich will ja nicht darüber reden, aber haben Sie schon gehört?“ verkauft. Wenn er den „leicht verständlichen Mechanismus“ der Wolkenbildung beschreibt, ist klar, daß er auch die monströse Entscheidung zur großen Transformation Deutschlands überblickt. Er wird einer der wenigen Geister sein, die das von sich zu behaupten wagen. Die Konsequenzen seiner panikgesteuerten Hybris – wir könnten das globale Klima steuern – werden unsere Nachfahren leider zu tragen haben. Wir sehen bisher nur die Anfänge.

Dr. Andreas Geisenheiner, Schriesheim




Alles ohne menschliches Zutun

Der Autor erklärt, für Politiker seien Entscheidungen ohne wissenschaftliche Absicherung die Regel. Dies trifft nicht unbedingt zu, denn im Fall der globalen Erwärmung dokumentiert die Klimageschichte erstens, daß die nachgewiesenen Umschwünge alle (!) ohne  menschliches Zutun entstanden. Zweitens entspricht die bescheideneTemperaturentwicklung der letzten zwanzig Jahre nicht der entsprechend der CO2-Anreicherung erwarteten. Sie verharrt auf hohem Niveau trotz rund zehnprozentiger Erhöhung des atmosphärischen CO2 – das ist gemessene Wirklichkeit. 

EIKE bemüht sich um Wissenschaftlichkeit, auch wenn im Forum mancher Unsinn zu lesen ist, und daß sich das im AfD-Grundsatzprogramm widerspiegelt, ist nur konsequent. Natürlich steigen die materiellen Schäden mit zunehmendem Wohlstand, und die Versicherungsunternehmen greifen gern die skandalisierenden Prophezeiungen eines Professor Rahmstorf (PIK) auf, um ihre Prämien zu erhöhen.

Wolfgang Eckardt, Borsdorf






Zur Meldung: „Razzien gegen Verfasser von Haßkommentaren“, JF 26/18

Keine Verhältnismäßigkeit

Wie weit das Rechtssystem hierzulande schon erodiert ist, zeigt die Tatsache, daß schon bei sogenannten Haßkommentaren Hausdurchsuchungen angeordnet und durchgeführt werden. Völlig losgelöst von der gemäß GG-Artikel 13 garantierten Unverletzlichkeit der Wohnung, die Ausnahmen nur bei „besonders schweren Straftaten“ und unter Wahrung des Verhältnismäßigkeitsprinzips vorsieht.

Dieter Funk, Hamburg






Zu: „Kampf um die Herkunft“ von Peter Kuntze, JF 26/18

Bevölkerung oder Volk

Wir, meine damals 19jährige Schwester und ich (damals 17), sind ausdrücklich wegen unserer deutschen Volkszugehörigkeit aus Ungarn in die Sowjetunion zur Zwangsarbeit verschleppt worden – und nicht, weil wir zur Bevölkerung Ungarns gehörten. Seitdem kenne ich den Unterschied zwischen Volk und Bevölkerung. Meine Schwester ist mit 25 Jahren an den Folgen der Verschleppung gestorben.

Franz Wesner, Unna






Zum Schwerpunktthema: „Die Gefährderin“, JF 25/18

Merkels Besenkammer

Die Grünen vertrauen der Bundeskanzlerin Merkel. War sie es doch, die mit ihrer fatalen Entscheidung 2015 weit über die damaligen Forderungen der Linksparteien hinausgegangen ist. Nach meiner Überzeugung wollte sie mit dieser „Umarmung“ Rot-Grün links überholen, um deren Wähler zu gewinnen, genau wie 2011, als sie unter dem Eindruck des Reaktorunglücks in Fukushima unerwartet den Atomausstieg befürwortete. Leider hat Frau Merkel mit ihrem vorauseilenden Gehorsam genauso leichtfertig gehandelt wie Goethes Zauberlehrling. Sie hat aus parteistrategischen Gründen Geister gerufen, die sie und ihre Gefolgsleute kaum noch beeinflussen können.

Rolf Trötschel, Berlin






Zu: „Die Nationalelf irritiert“ von Dieter Stein, JF 25/18

Dem Abgrund entgegen

Kaum etwas anderes bringt den Zustand unseres Landes psychisch, physisch, politisch und intellektuell besser auf den Punkt als das glücklose, freudlose und verklemmte „Teamversagen“ unserer Nationalmannschaft! Ein weiterer Meilenstein der Wahrheit: „Deutschland schafft sich ab“. Wer nur die gesungenen Hymnen aller Mitbewerber erlebt hat, und im Gegensatz dazu die – vorsichtig ausgedrückt – verklemmten Lippen unserer Spieler, begreift endgültig, wohin unsere Reise geht. „Vorsichtig“, „ängstlich“, „abwartend“ und „verunsichert“ kennzeichnet nicht nur viele unserer Politiker, sondern auch diese Fußballspieler! Zusammengefaßt: Das Selbstbewußtsein und der Stolz, der Optimismus und das Selbstverständnis unseres Landes trudeln dem Abgrund entgegen.

Dr. med. Jörg Mutschler, Naila






Zu: „Sie oder er?“ von Peter Möller, JF 25/18

Bis das System zusammenbricht

Ihr Kommentar unter dem Bild Seehofer-Merkel trifft den Punkt desolater deutscher Innenpolitik. Wer außer ihren Hofschranzen wie Laschet oder Günther steht noch hinter dieser mörderischen Einwanderungspolitik? Immer neue Morde und die Bekämpfung islamistischer Terroristen fordern diesen Staat bis an seine Belastungsgrenze. Aber Frau Merkel läßt noch jeden Monat 15.000 neue Armutseinwanderer ins Land, bis das deutsche Sozialsystem zusammenbricht. Hoffentlich bleibt Seehofer konsequent. Die Grünen stehen ja schon in den Startlöchern und dienen gern als Notnagel.

Volker Krause, Arnsberg






Zu: „Das lebendige Erbe der deutschen Revolution“ von Wilhelm Brauneder, JF 25/18

Der 18. März 1990 gehört dazu

Faszinierend zeichnet Professor Braun­eder das Erbe der Revolution von 1848 und der Paulskirchenverfassung nach. Besonders interessant sind hier die Impulse von 1848 für die österreichische Verfassungsgeschichte und die sogenannten „Forty-Eighters“ in den USA. Das „schwarzrotgoldene“ Erbe von 1848 ist tatsächlich eine positive Traditionslinie, an die zu erinnern sich lohnt. Mit Blick auf Deutschland würde ich noch ein weiteres geschichtliches Ereignis in diese „schwarzrotgoldene“ Linie stellen: die Friedliche Revolution in der DDR 1989/90. 

Tatsächlich sind auf einer abstrakten Ebene die Parallelen zwischen 1848 und 1989 erstaunlich: Aus einer schweren wirtschaftlichen und sozialen Krise heraus entsteht die Forderung nach Freiheit und nationaler Selbstbestimmung – und dies gleichzeitig in mehreren europäischen Ländern. Einigen Akteuren der Friedlichen Revolution war dies bewußt. Als Anfang 1990 der Termin für die ersten freien Volkskammerwahlen festgelegt wurde, setzten sich Vertreter der Bürgerrechtler am Runden Tisch, besonders Werner Schulz, bewußt für den 18. März als Wahltag ein: als Erinnerung an die Märzrevolution 1848 in Berlin. Und als am 20. Dezember 1990 im Berliner Reichstagsgebäude der erste gesamtdeutsch gewählte Bundestag zusammentrat, sagte Willy Brandt als Alterspräsident: „Wir stehen hier (...) in der Tradition der Nationalversammlung von Frankfurt 1848 und von Weimar 1919 und der freiheitlichen Kräfte im Reichstag vor und nach dem Ersten Weltkrieg“. 

Der Journalist Benedikt Erenz hat in bezug auf 1848 geschrieben: „Die Geschichte kann man nicht verändern, Traditionen aber kann man wählen.“ Aus meiner Sicht zählt die „schwarzrotgoldene“ Spur in der deutschen Geschichte zu den Traditionslinien, die tatsächlich „Mut zu Deutschland“ machen können.

Martin Lutz, Berlin






Zu: „Zu kurz gedacht“ von Björn Harms, JF 24/18

It’s the final Countdown

Bisher taucht in der Debatte um den Plastikmüll ein Punkt gar nicht auf: die Verpackungsindustrie! Gerade dort ist ein Umdenken gefordert. Die Leute erst dazu zu erziehen, alles verpackt einzukaufen, ihnen „Coffee to go“ aufzuzwingen, um ihnen dann eine „Plastiksteuer“ aufzubrummen, ist nicht nur zu kurz gedacht, sondern schlicht unverschämt. Ein alternatives Wirtschaftsprinzip vermittelt hier Alan Weisman („Countdown. Hat die Erde eine Zukunft?“).

Kathrin Wiem, Ostfildern