© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/18 / 13. Juli 2018

Aufgeschnappt
Südwester Flaggenstreit
Matthias Bäkermann

Fast drei Monate wehte die blutrote Fahne über dem Karlsruher Schloß. Das dortige Badische Landesmuseum wollte damit für die Ausstellung anläßlich der Revolution 1918 werben, bis sich ein Karlsruher Bürger im Staatsministerium über den Kommunistenspuk beschwerte. Mit Recht, so belehrten die Stuttgarter Formalwächter den Museumsleiter Eckart Köhne. Denn auf öffentlichen Gebäuden sei laut Landesverordnung nichts anderes als die offizielle Landes-, Europa- oder Bundesflagge erlaubt. 

Kleinlaut ließ Köhne Ende Juni also die schwarz-gelben Landesfarben hissen. Doch der damit ausgelöste Flaggenstreit hat das Zeug, die Grundfeste des Bundeslandes zu erschüttern. Denn bevor die rote Fahne schlafende Hunde in der Ministerialbürokratie weckte, flatterte widerspruchslos an gleicher Stelle seit Karlruhes Stadtgeburtstag 2015 die gelb-rot-gelbe Badenflagge. Das sollte auch weiterhin so bleiben, fordert Torsten Furrer. Die Einmischung aus Württemberg beklagte der 24jährige Bankkaufmann vergangene Woche in der Rhein-Neckar-Zeitung als „kleinlichen Akt mangelnder Souveränität“. Seine aktuelle Online-Petition mobilisiert bereits Tausende Badener, darunter auch Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD). „Wenn es um unsere geliebte Fahne geht, da hört der Spaß uff“, droht Furrer.