© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/18 / 13. Juli 2018

Umwelt
Londoner Illusionen
Jörg Fischer

Wer wissen will, wie chinesische Konzerne Märkte erobern, sollte nach London blicken: Vor zwei Jahren wurde unter den Vorwänden Klimaschutz, Dieselphobie & Co. von Bürgermeister Sadiq Khan der „Taxi and Private Hire Action Plan 2016“ verkündet. Danach müssen neue London Cabs seit diesem Jahr „nullemissionsfähige“ Fahrzeuge (ZEC) sein. Sprich: Der CO2-Pseudonormausstoß liegt bei maximal 50 Gramm pro Kilometer, und 48 Kilometer geht es rein elektrisch voran. Einziger ernstzunehmender Anbieter für ein solches ZEC-Taxi war der chinesische Geely-Konzern, der durch seinen 9,7-Prozent-Einstieg bei Daimler für Furore sorgte. Die Endmontage des „TX-The Electric Taxi“ erfolgt bei der London EV Company (LEVC) im englischen Coventry, was ein paar neue Arbeitsplätze für britische Wähler schafft und die Gespräche der Geely-Führung mit den politisch Verantwortlichen erleichterte.

Der TX kann bis zu 130 Kilometer „emissionsfrei fahren“. Danach springt ein Turbobenziner an.

Umgerechnet 8.475 Euro muß der Steuerzahler allerdings beim Kauf eines TX zuschießen – bei einem Verkaufspreis von fast 60.000 Euro plus Steuer. Ein technisch ausgereifter Prius+ hätte zwar auch Platz für sechs Fahrgäste und würde die Bremsenergie speichern und nicht mal die Hälfte kosten. Doch der Toyota ist „Made in Japan“, und behauptet nicht, ein „Elektro-Taxi“ zu sein. Aus dem Kleingedruckten läßt sich herauslesen, daß Geelys TX in Wahrheit eine Mogelpackung ist. Er soll ohne Klimaanlage oder Heizung 120 Kilometer „emissionsfrei fahren“. Danach muß ein Turbobenziner anspringen, der einen Generator zum Aufladen des schweren Akkus antreibt. Ob der Volvo-Dreizylinder so feinstaub­arm wie der Toyota-Vierzylinder ist, verrät Geely nicht. Aber wen interessieren solche Details? Wohl deshalb ist der TX nun auch als Berliner Taxi im Gespräch.

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