© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 30/18 / 20. Juli 2018

Umwelt
Zwanghaft Grün
Volker Kempf

Bürgermeister Dieter Salomon verabschiedete sich nach seiner krachenden Wahlniederlage mit 57 zwar in den fürstlich dotierten Ruhestand. Seine Grünen sind im Freiburger Gemeinderat aber weiterhin stärkste Partei – und immer für Absurditäten gut: Die 695 Hektar Acker-, Weide- und Grünland der Unistadt im Breisgau sollten nur noch an Bio-Landwirte verpachtet werden. Bestehende Verträge könnten 2020 auslaufen. „Das wäre der Todesstoß für die Freiburger Bauern“, warnte Monika Falkner, eine der betroffenen Pächterinnen in der Badischen Zeitung. Die Grünen würden von den Umstellungsproblemen der Höfe keine Ahnung haben. Der Marktanteil von Bio-Lebensmitteln liegt zudem nur bei 5,7 Prozent. Selbst der Naturschutzbund sieht das gute Vertrauensverhältnis durch „fragwürdige Verbotsmaßnahmen“ gefährdet. Auch ohne Bio-Siegel würde ein Großteil der Flächen pestizidfrei bewirtschaftet.

Wohnungsnot und Kriminalität stehen für das Gros der Wähler an erster Stelle.

„Da haben wir nicht richtig nachgedacht“, gestand Grünen-Fraktionschefin Maria Viethen inzwischen ein und versprach, den Antrag „abändern“ zu wollen. Die Idee war zu durchsichtig. Wenn schon die Klimarettung bei der Bürgermeisterwahl nicht verfing, dann vielleicht die Insektenrettung? Die Grünen haben nicht begriffen, daß kommunale Probleme wie Wohnungsnot und Kriminalität für das Gros der Wähler an erster Stelle stehen. Gespalten sind die Grünen im Gemeinderat schon seit 2004. Die Grüne Alternative Freiburg (GAF) bildet derzeit mit dem linken Jungen Freiburg (JF) und dem Spaßprojekt „Die Partei“ eine Fraktionsgemeinschaft. GAF-Kandidatin Monika Stein kam in der Bürgermeisterstichwahl auf 24,1 Prozent. Die Grünen in Freiburg, das waren einmal die Vorreiter im Ländle, und wenn sie es noch immer sind, dann in Richtung Niedergang. Die Kommunalwahlen 2019 werden wohl spannend.