© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/18 27. Juli / 03. August 2018

Grüße aus Athen
Henkerstrick als Sinnbild
Dimitrios Papageorgiou

Normalerweise sind die Sommer in Griechenland sehr ruhig. Selbst nach einem noch so turbulenten Winter schonen die Griechen während der sommerlichen Hitzewellen lieber ihre Kräfte. Dieses Jahr ist es anders. Das Wetter kann sich nicht so recht entscheiden, ob es Herbst oder Sommer ist. Ebenso ungewiß ist die finanzielle und wirtschaftliche Zukunft des Landes – niemand scheint so recht zu wissen, wie es nach dem Auslaufen des dritten EU-Hilfspakets im August weitergehen wird. 

Vielerorts bringen Demonstrationen gegen den im Juni zwischen Athen und Skopje getroffenen Kompromiß im Streit um das Anrecht auf die Bezeichnung „Mazedonien“ die Menschen auf die Straße – oft mit Henkerstricken als Sinnbild für die Strafe, die auf Landesverrat steht. 

Auf manchen griechischen Inseln sind die Einheimischen zahlenmäßig unterlegen.

Aus Furcht vor Angriffen wütender Bürger, wie sie im Norden des Landes – wo die Zustimmungsquote der regierenden Syriza bei Umfragen teils nur noch im einstelligen Bereich liegt – bereits mehrmals vorgekommen sind, sagen Parlamentsabgeordnete und andere hochrangige Politiker öffentliche Auftritte ab. 

Auf manchen griechischen Inseln sind die Flüchtlinge den Einheimischen mittlerweile zahlenmäßig überlegen. Immer wieder kommt es zu Gewaltausbrüchen in den Auffanglagern, bei denen auch  Polizisten verletzt werden. Auch für die Zukunft zeichnet sich keine Besserung der Lage ab, zumal die linke Regierung in Athen beschlossen hat, Merkel bei der Stabilisierung ihrer eigenen Regierung zu unterstützen und Flüchtlinge nicht nur aus der Türkei, sondern auch aus Deutschland aufzunehmen. Davon profitieren vor allem die zahlreichen Hilfsorganisationen, die anderswo im Mittelmeergebiet zunehmend unwillkommen sind. 

Jüngst machten die Äußerungen eines bekannten Politikers der Liberalen Partei Schlagzeilen, der bei einer Informationsreise in der Ägäis den Eindruck gewonnen hatte, daß die Inseln der unmittelbaren Kontrolle des türkischen Geheimdiensts unterstehen und viele Spenden für die dort tätigen Hilfsorganisationen aus der Türkei kommen. Auffällig sei zudem, daß die NGOs ihre Mitarbeiter vor Ort zu einem überproportionalen Anteil aus den Reihen der Syriza-Anhänger rekrutierten. 

Man darf jetzt schon gespannt sein, wie sich dieser in vieler Hinsicht außergewöhnliche Sommer 2018 in den Ergebnissen der nächsten Parlaments-, Kommunal- und Europawahlen niederschlägt.