© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/18 27. Juli / 03. August 2018

Kleine Tiere ganz groß
Insektenporträts: In Darmstadt ist die Foto-Ausstellung „Microsculpture“ zu sehen
Claus-M. Wolfschlag

Weltweit, so das Hessische Landesmuseum Darmstadt, sind derzeit etwa 900.000 Insektenarten beschrieben, davon in Deutschland 33.000. Daß Insekten dennoch zu den in weiten Teilen unerforschten Lebewesen gehören, liegt an ihrer meist geringen Größe. Denn allenfalls zu vermuten ist es, wie viele Arten noch nicht einmal wissenschaftlich entdeckt sind. 

Um die Aufmerksamkeit für diese Kleinlebewesen zu erhöhen, hat sich der britische Fotograf Levon Biss (43)vorgenommen, sie für uns größer zu machen. Er fotografierte Insekten aus der Sammlung des Oxford University Museum of Natural History mit Hilfe eines Mikroskopobjektivs. Die von einem Entomologen ausgewählten Objekte wurden aufwendig ausgeleuchtet, und pro Objekt wurden 8.000 Einzelfotos aufgenommen und zusammengesetzt. Die so entstandenen gestochen scharfen Aufnahmen leiten den Betrachter in eine fremde, wunderliche Welt. Erst durch die Begleittexte und diverse hinzugestellte Insekten-Präparate aus der Sammlung des Landesmuseums wird dem Besucher wieder ins Bewußtsein gerufen, daß diese Welt die seine ist, tagtäglich nur wenig beachtet. In blau-grüner Eleganz schimmert die in Südamerika lebende Prachtbiene. Wie mit unzähligen winzigen Leuchtdioden bestickt, glitzern die Flügel des Schmetterlings Papilio paris. Fröhlich dagegen zeigt sich der rote, gelb gepunktete Pilzkäfer, während die Facettenaugen des dreifarbigen Prachtkäfers dem Atelier eines modernen Designers entsprungen scheinen. Durch die extremen Großaufnahmen wird die Aufmerksamkeit auf die Fülle der Farben und unterschiedlichsten, zum Teil bizarren Oberflächenstrukturen der verschiedenen Insekten gelenkt. Bis heute ist nicht ausreichend geklärt, welche Funktion diesen einzelnen Oberflächenstrukturen, Haaren und Schuppen zukommt. 

Zum museumspädagogischen Beiwerk der kleinen Ausstellung gehört eine Schautafel, die die komplexe Rolle von Insekten für unser Ökosystem verdeutlicht. Einige ausgestellte über 300 Millionen Jahre alte Fossilien unterstreichen die Präsenz von Insekten auf der Erde seit der Urzeit. Zudem wird das lebensgroße Modell eines fremdartigen Urzeit-Insekts präsentiert.

Die Ausstellung „Microsculpture. Die Insektenporträts von Levon Biss“ ist noch bis zum 5. August im Hessischen Landesmuseum Darmstadt, Friedensplatz 1, täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa./So. von 11 bis 17 Uhr, zu sehen. Das Beiheft zur Schau kostet 5 Euro. Telefon: 0 61 51 / 16 57-000

 www.hlmd.de

 www.levonbiss.com