© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/18 / 10. August 2018

Aufgeschnappt
Döner und Schafe
Matthias Bäkermann

Nutzern öffentlicher Verkehrsmittel sind sie ein Graus: Noch nerviger als fahrradbehelmte Endvierziger, die ihr verbissenes, aber trotzdem lieber anstrengungsfreies Ökobewußtsein mit verdreckten Drahteseln inmitten überfüllter Berufspendlerwaggons demonstrieren, sind Mitfahrer mit penetrant riechenden Speisen.

Auch den Verkehrsbetrieben in Wien sind jene respektlosen Flegel ein Dorn im Auge. Eine Plakataktion macht deshalb seit einigen Tagen dagegen mobil: „Alle Fahrgäste machen die U-Bahn schöner. Nur nicht Rudi, der ißt Döner“, limericken darauf die Hilfspoeten der „Wiener Linien GmbH“. Wäre der Verweis auf den Türkenimbiß-Schlager nicht schon provokant genug, bildet das Plakat den Döner-mampf-Rudi auf noch als schwarzes inmitten von weißen Schafen ab. Wie der Kurier am 3. August meldete, rief das rasch empörte Linke auf den Plan. Das Plakat bediene „rassistische Klischees“, shitstormten Gesinnungsgouvernanten; „Komplett daneben“, schimpfte Wiens Grünen-Obmann David Ellensohn gereizt. Eine Sprecherin der Verkehrsbetriebe distanzierte sich deshalb umgehend im ORF von allen Schwarze-Schaf-Analogien rechtspopulistischer Parteien. Man heiße selbstverständlich „alle Hautfarben, sexuellen Orientierungen und Religionen willkommen“.