© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/18 / 10. August 2018

Grüße aus San Francisco
Anders als andere
Elliot Neaman

Für eine wichtige amerikanische Großstadt ist San Francisco  klein. Mit 870.000 Einwohnern auf 121 dicht besiedelten Quadratkilometern ist es kleiner als  das benachbarte San José – das „Tor zum Silicon Valley“ – und hat nicht einmal die Fläche der Bostoner Innenstadt. Für Besucher aus Ballungsräumen wie Los Angeles oder den Städten an der Ostküste ist es vor allem als Zwischenstation auf dem Weg zu den nordkalifornischen Weinbaugebieten in Sonoma oder Napa Valley reizvoll. Auch politisch spielt San Francisco – anders als beispielsweise Chicago oder New York mit ihren einflußreichen Parteimaschinerien – auf der nationalen Ebene allenfalls eine Nebenrolle.  

Politik ist ein schmutziges Geschäft, das ist hinlänglich bekannt.

Seit den 1960er Jahren gilt die ehemalige Goldrauschstadt als Hochburg für linksliberale und „progressive“ Aktivisten. Der elfköpfige Stadtrat wird seit Jahrzehnten von Umweltschützern, Sozialisten, Aktivisten für LGBT-Rechte und selbststilisierten Radikalen aller Couleur dominiert.

Der Lebenslauf der amtierenden afroamerikanischen Bürgermeisterin London Breed prädestinierte sie geradezu, den im Dezember 2017 unerwartet verstorbenen Ed Lee zu beerben: Kindheit in einem Sozialwohnungsbau-Projekt im Armutsviertel Western Addition, wo sie bei der Großmutter lebte; Einstieg in die Politik als Protegé des damaligen Bürgermeisters Willie Brown, dem auch Kaliforniens Junior-Senatorin Kamala Harris und zahlreiche weitere afroamerikanische Nachwuchspolitikerinnen ihren Durchbruch verdanken – im Gegenzug, so das hartnäckige Gerücht, für sexuelle Zuwendungen.   

Bei den im Juni folgenden Wahlen mußte Breed sich vornehmlich gegen Anfechtungen von linker Seite verteidigen. Tatsächlich ließ ihre bisherige Amtsführung revolutionären Eifer vermissen. Ähnlich wie ihre Vorgänger ist sie vornehmlich damit beschäftigt, der stetig steigenden Obdachlosenquote aufgrund drastischer Mieterhöhungen Herr zu werden. Wie sie in einem Fernsehinterview kurz nach ihrer Bestätigung im Amt verriet, hat die 43jährige nun einen würdigen, wenn auch unappetitlichen Zweck identifiziert, dessen Lösung sie zur Chefsache machen will: die zunehmend unzumutbare Häufung menschlicher Exkremente auf den Bürgersteigen der Stadt. 

Daß Politik ein schmutziges Geschäft ist, ist hinlänglich bekannt. In San Francisco wird man vielerorts mit der Nase darauf gestoßen – oder tritt, wenn man Pech hat, mitten hinein.