© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/18 / 17. August 2018

Aufgeschnappt
Arabisch im Paradies
Matthias Bäkermann

Im Bistum Münster, genauer in seiner Hauptkirche, dem St.-Paulus-Dom im katholischen Herzen der Westfalenstadt, ist man eher pingelig. So darf an den beiden Türmen nur die gold-rot-goldene Flagge des Bistums gehißt werden, bei Besuch von oben allenfalls auch mal das päpstliche Gold-Silber. Bis zum 2. September ist allerdings alles anders, da hat die Kunst freie Bahn. So prangen an der Stelle der Flagge nun buntgeschminkte Augen, liegen im Bischofssaal Matratzen, werden farbenfrohe Videoprojektionen auf den Altar projiziert oder stehen statt Betbänken nun Polstersessel in der Kreuzkapelle.

In der seit Juni laufenden Ausstellung „Biete Frieden“ ist aber vielen Gläubigen das in Leuchtschrift dekorierte arabische „As-salamu-alaikum“ im großen Atrium des Doms – von den Münsteranern Paradies genannt – arg aufgestoßen. „Als Symbol für gegenseitige Wertschätzung und Anerkennung“ gegenüber Muslimen will Kunststudent Fridolin Mestwerdt sein Werk verstanden wissen. Analog sollen an einer kleinen Moschee am Stadtrand und der Synagoge christliche und jüdische Friedensgrüße ausgetauscht werden. Ausstellungleiter Thomas Flammer zeigte sich im Bistumsorgan Kirche +Leben hoch erfreut, wie „überraschend offen“ das Domkapitel als Hausherr diese Aktion begleitet hat.