© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/18 / 17. August 2018

Der katholische Publizist Walter Dirks während der Agonie Weimars
Warnungen vor der Mittelstandsrevolte
(dg)

Walter Dirks (1901–1991) galt nach 1945 als „Inbegriff eines Linkskatholiken“. Trotzdem, so klagt der am Bonner Lehrstuhl für Neuere Kirchengeschichte tätige Benedikt Brunner, sei eine wissenschaftliche Biographie noch Forschungsdesiderat. Mit seiner Studie über Dirks’ publizistische Interventionen in der Endphase der Weimarer Republik will er darum dazu einen Baustein liefern (Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte, 1/2018). Der vom „Christentum der Tat“ in der Liturgischen Bewegung Romano Guardini geprägte, seit 1923 bei der Rhein-Mainischen Volkzeitung tätige Journalist glaubte mit der Synthese von Katholizismus und Sozialismus eine adäquate Antwort auf Weimars chronische „Kultur der Krise“ gefunden zu haben, die seit 1929 ökonomisch und politisch eskalierte. Da die Republik immer weniger demokratisch legitimierte Inhalte hervorbrachte und gleichzeitig das „Versagen des kapitalistischen Systems die Mehrheit des Volkes“ ruinierte, sah er den Boden für eine von der NSDAP organisierte „Mittelstandsrevolte“ bereitet. Gerade weil das allgemeine „Krisengefühl“ in einer realen Misere wurzelte und die NSDAP, die schon vor 1933 eine „breite Schicht bürgerlicher Intelligenz“ anzog, erfolgreich mit sozialer Problemlösungskompetenz lockte, sei Dirks’ Einsatz für eine katholisch-sozialistische, „antifaschistische Front“ vergeblich gewesen. 


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