© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/18 / 17. August 2018

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Auf Verschleiß gefahren“, JF 33/18

Wiedergeburt an der Wahlurne

Es ist sicher zutreffend und dramatisch, wenn Sie redaktionell auf die Zustände hinweisen. Aber schauen wir mal über den berüchtigten „Tellerrand“. Was ist denn unter der Merkel-Regierung nicht auf Verschleiß gefahren worden? Das Bildungssystem, das Gesundheitssytem, die innere und äußere Sicherheit, die Staatsverschuldung („Eurorettung“), die Außerkraftsetzung der Maastricht-Verträge. Die Aufzählung könnte detailliert fortgesetzt werden. Konsequenz: Deutschland schafft sich unter dieser Regierung weiter ab. Nur an der Wahlurne könnte eine Wende erreicht werden. Ob das geschafft wird? Ich habe meine Zweifel.

Wolfgang Jörgens, Harztor






Zu: „Deutschland ist abgebrannt“ von Nicolaus Fest, JF 33/18

Die Raute ist ein Schwarzes Loch

Nicolaus Fest trifft mit seinem Kommentar voll ins Schwarze: Ja, in Deutschland ist alles dem Niedergang preisgegeben. Und Frau Merkel unterstreicht diesen Niedergang mit ihrer berüchtigten Handhaltung: Für mich symbolisiert ihre Fingerstellung ein „Schwarzes Loch“, das unerbittlich alles auffrißt, aufsaugt, nicht mehr freigibt, zerschreddert und damit letztendlich vernichtet, also: Nationalität, christliche Religion, Sicherheit der Bürger, Infrastruktur, Bildungswesen, Sozialverwaltung, Justiz und Militär. Das deutsche Volk verschwindet in den täuschend harmlos aussehenden, aber zerstörerischen Fängen seiner Kanzlerin. Das Unverständliche, Seltsame und Erschreckende aber daran ist, wie Fest sagt: „Doch niemand empört sich.“

Hanna-Ulrike Schulz, Bockhorn






Zu: „Nimm zwei“ von Fabian Schmidt-Ahmad, JF 33/18

Einsame Weltmeisterschaft

Deutschland 2018: Heulsusen-Outing und masochistische Selbstanklage füllen mit #MeTwo das Sommerloch. In allem wird Rassismus gewittert und zwanghaft nach draußen getwittert: Hier! Ich! Auch! Die Eingeborenen des Landes, das auf der ewigen Suche nach sich selbst offenbar einen neuen Opferkult braucht, wärmen sich derweil kollektiv an der kalten Flamme des genetisch schlechten Gewissens. Die eigene Schlechtigkeit stehe Deutschland gut zu Gesicht: eine einsame Weltmeisterschaft.

André Hagel, Münster






Zu: „‘Bodenloser Schwachsinn’“ von Christian Vollradt, JF 33/18

Deutschlands Ehre gerettet

Der Opfergang Stauffenbergs und der anderen Mitglieder des Widerstands hat Deutschlands Ehre gerettet. Deshalb war der 20. Juli 1944 insbesondere den Westmächten gar nicht recht. Sie sprachen von einer winzigen Minderheit, denn es ging ihnen um die Vernichtung Deutschlands, wie Churchill in einer Rundfunkrede am 3. September 1939 in brutaler Offenheit erklärte: „Dieser Krieg ist ein englischer Krieg, und sein Ziel ist die Vernichtung Deutschlands.“ Dazu war die kollektive Dämonisierung des ganzen deutschen Volkes nötig. Daß es nicht zur Vernichtung gekommen ist, verdanken wir dem Entstehen des Ost-West-Konflikts. Die Verteufelung wird seit 1968 und verstärkt seit der Wiedervereinigung von den Linken und sonstwie Politisch-Korrekten aller Schattierungen betrieben – bis hin zur Schlepper- und Zerdepper-Königin.

Dr. Reinhard Böhler, Lauf




Protest- statt Volkspartei

Tolles Novum bei der AfD! Eine „Rote Linie“ wird überschritten, und es wird umgehend die „Reißleine“ gezogen. Hat die AfD dazugelernt? Dieser unmögliche Lars Steinke gehört zu der Kategorie Karrieristen, denen ein Aufstieg in der AfD durch permanente Verbalradikalismen gelungen ist. Dazu fällt mir ein Begriff von Werner Patzelt aus einem aktuellen Interview ein: „Radikalisierung von unten“ (der AfD). Die politische Entwicklung der AfD hat Menschen angezogen, die ihren politischen, oft auch persönlichen Frust laut „hinausschreien“; der NPD-Filter greift hier nicht. Sie sind die „Helden“ bei AfD-Stammtischen; will jemand in der AfD „aufsteigen“, darf er sich mit ihnen nicht anlegen. Der ganze Vorgang ist auch bekannt unter dem Stichwort „Republikanerfalle“. Die relativ vernünftige Entwicklung an der Parteispitze der AfD wird gefährdet durch eine unregulierbare „Bauchlastigkeit“ der Basis. So bleibt die AfD reine Protestpartei und wird niemals Volkspartei!

Gottfried Schwank, Oberegg






Zu: „Fünf Minuten schneller zum Tod“ von Hans-Bernhard Wuermeling, JF 33/18

Hirntod längst widerlegt

Die Behauptung, daß der Zeitpunkt des Ganztodes der Hirntodfeststellung immer vorausgehe, es keine sicherere Todesfeststellung als die mittels Hirntodes gäbe, ist unwahr. Das Gegenteil ist der Fall. 

Auf der Internationalen Tagung „Brain Death Signs of Life“ am 19. Februar 2009 in Rom wurde aus medizinischer, philosophischer und juristischer Sicht von Wissenschaftlern eindeutig klargestellt: „Das Hirntodkonzept ist heute wissenschaftlich nicht mehr haltbar, da für ‘hirntot’ erklärte Patienten eindeutig noch am Leben sind.“ 2012 sprach die American Academy of Neurology dem Gehirntod-Konzept die naturwissenschaftliche Begründung ab. Mit dem 1968 in den USA eingeführten Gehirntod-Konzept habe man sich geirrt. Existiere das Konzept „Hirntod = Tod“ nicht mehr, so stehe unübersehbar fest, daß die Organtransplantationschirurgen anläßlich der Entnahme lebend-frischer Organe aus „Gehirntoten“ diese dabei vorsätzlich töten! Bereits 2008 hatte sich das „President‘s Council on Biothics“, das Expertengremium, das den US-amerikanischen Präsidenten in bio-ethischen Fragen berät, veranlaßt gesehen, den Präsidenten dahingehend zu unterrichten, daß nicht mehr behauptet werden könne, daß der Organismus mit dem Hirntod bereits tot sei. 

Namhafte US-Wissenschaftler, die ursprünglich den „Hirntod“ unterstützt hatten, plädierten später für die abermalige Korrektur der Todesdefinition und schlugen vor, die mit der Organgewinnung verbundene Tötung von sterbenden Patienten als gerechtfertigtes Töten, als „justified killing“ zu bezeichnen. Vorsätzliches Töten eines Patienten richtet sich jedoch frontal gegen den hippokratischen Eid. Deutsche Ärzte, die in der NS-Zeit unheilbar geistig Behinderte aus den Gründen „unwerten Lebens“ getötet hatten, wurden nach Ende des Zweiten Weltkrieges von Gerichten der alliierten Sieger zum Tode verurteilt.

Dr. jur. Georg Meinecke, Kiel






Zum Leserbrief: „Integration deutlich gescheitert“ von Volker Krause, JF 33/18

Doppelte Staatsangehörigkeit

Verantwortlich für das Scheitern ist die doppelte Staatsangehörigkeit. Sie gehört generell abgeschafft. Die doppelte Staatsangehörigkeit verhindert langfristig eine erfolgreiche Integration, da beispielsweise ein Türke sich immer dann noch als Türke fühlt, wenn er gleichzeitig die türkische Staatsbürgerschaft besitzt.

Karl-Heinz Bauer, Saarbrücken






Zu: „Der Fall Mesut Özil / Alles so schön bunt hier“ von Moritz Schwarz, JF 31-32/18

Sein Manager erledigt das für ihn

Mein erster Gedanke bei Mesut Özils Stellungnahme war: Wieso schreibt er das alles auf englisch? Doch dann erfuhr ich, daß sein Berater diesen Text verfaßt haben soll. Ja, ist denn Herr Özil nicht fähig, seine Meinung selbst niederzuschreiben? Offenbar hat er sich benutzen lassen, wie zuvor von Erdogan? Aber beides entbindet ihn keineswegs von seiner Verantwortung für den verlogenen Vorwurf eines rassistischen Deutschlands.

Norbert Diekamp, Backnang






Zu: „Wir sind durch Deutschland gefahren“, JF 31–32/18

Stocherkahnfahren der Antifa

Als kulturinteressierter Bürger zog es mich am ersten Augustwochenende in die alte schwäbische Universitätsstadt Tübingen, um mir das Stocherkahnfahren mal aus nächster Nähe anzuschauen, welches früher nur den Studentenverbindungen möglich sowie zugänglich war. 

Ich suchte nach Entspannung und Abkühlung auf dem Neckar und fand 68er Bildungsmüll im Kopf eines junges Mannes vor, der mit dem Steuern des Flachbootes nebenbei sein Studium finanzierte und sich als Animateur mehr schlecht als recht versuchte. Anstatt beim Vorbeifahren über den gelben Hölderlinturm oder das Schloß Höhentübingen geschichtlich aufgeklärt zu werden, wurden wir eine Stunde lang tendenziös links­ideologisch genervt und genötigt. So wurde hysterisch darüber schwadroniert, daß die „Nazis“ in Tübingen die Brücken bösartig in die Luft sprengten, so daß die „alliierten Befreier“ erstmals gestoppt wurden. Die Fahrt um die Neckarinsel wurde zum Alptraum und traurigen Ausweis der Geschichts- sowie Kulturlosigkeit! Insofern ist tatsächlich eine Wende in der Bildungs- und Geschichtspolitik nötig, die unser schönes Land und seine Kultur wieder stolz erklärt und uns nahe bringt!

Markus Krauss, Heilbronn






Zu: „In dunklen Denkräumen“ von Wolfgang Müller, JF 31–32/18

Propagiert, agitiert, multipliziert

„De mortuis nil nisi bene“ (Über Tote soll man nur Gutes reden) muß bei einem Gespann nicht gelten, das zeitlebens propagiert, agitiert und multipliziert hat. Den anhand ihres Lesespektrums zutreffend herausgearbeiteten drei geistigen Hauptmerkmalen der Rutschkys, nämlich (1.) fehlende zeitliche (= historische) Tiefe, (2.) fehlende Breite des Wissens und (3.) fehlende intellektuelle Neugier, könnten mit Leichtigkeit weitere essentielle Mängel angefügt werden. Ich denke da in erster Linie an den fehlenden Realitätsbezug und den Mangel an echter Solidarität hinsichtlich des in der unmittelbaren Nachbarschaft real existierenden Sozialismus der DDR. Es ist eine schäbige Lebensleistung, wegen der eigenen ideologischen Scheuklappen den Marsch der 68er durch die Institutionen durch das Verteilen kognitiver Scheuklappen unterstützt zu haben. Wahrheit und Wahrhaftigkeit standen bei dieser Manipulation dreier Generationen nicht Pate. In Rutschkys linker Dystopie, der Diktatur des Proletariats, wäre kein Platz mehr gewesen für Meinungsfreiheit und Demokratie.

Andreas Rochow, Haldensleben






Zu: „Es ging um die deutsche Ehre“ von Dieter Stein, JF 30/18

Der innere Gerichtshof

JF-Chefredakteur Dieter Stein hat auf sehr anschauliche Art und Weise die religiös-ethischen und patriotischen Motive der Verschwörer des 20. Juli 1944 herausgestellt. Der verstorbene SPD-Politiker Egon Bahr hat einmal gesagt, daß keine andere Zeitung in Deutschland so umfangreich und regelmäßig an die mutigen Attentäter erinnert wie die JF. Gerade deswegen schätzte auch der vor zehn Jahren verstorbene Mitverschwörer des 20. Juli, Philipp Freiherr von Boeselager, Ihre Zeitung sehr, wie er mir in einem Gespräch sagte. 

Claus Schenk Graf von Stauffenberg betonte, wenn man das Attentat auf Hitler nicht durchführen würde, würde man zum Verräter vor dem eigenen Gewissen. Der große Moralphilosoph, Immanuel Kant, definierte das Gewissen als „inneren Gerichtshof eines Menschen.“ Der ehemalige Botschafter Israels in Deutschland, Avi Primor, schrieb in einem Buch, daß der deutsche Widerstand gegen Hitler Bewunderung verdient habe.

Alexander Graf von Plettenberg, Lippstadt




Verdächtige Verschwörer

In den fünfziger Jahren erklärte im historischen Seminar zu Tübingen der aus der Emigration in den USA zurückgekehrte Professor Hans Rothfels, Verfasser der ersten Monographie über den 20. Juli 1944, die USA wünschten keine Angehörigen des 20. Juli in der Bundeswehr. Er fügte hinzu: „Sie denken wohl, wer einmal sein Gewissen über den Befehl stellte, der könnte es auch ein anderes Mal tun.“

Karl-August Hennicke, Bad Kissingen






Zur Meldung: „Indogermanische Sprache phonetisch reproduzierbar“, JF 30/18

Bereits im 19. Jh. entgeistert

Der im Spektrum der Wissenschaft erschienene Beitrag von Christian Nicolas ist fragwürdig. So beim vermeintlichen „Phantom“ des Indogermanischen, steht es doch für „Einbildung, Trugbild“. Auch ist das sinnbildliche „zum Leben erwecken“ unsachgemäß, da das Indogermanische keine lebende (Gelehrten-)Sprache ist. Zudem waren die „Phantome“ von Professor Nicolas unter Indogermanisten bereits im 19. Jahrhundert entgeistert, heißt: das indogermanische Phoneminventar weitgehend erschlossen. Wo liegt also der Erkenntnisgewinn?

Jens Görtzen, Rendsburg






Zu: „Ihre Propaganda war zu offensichtlich“ von Stefan Scheil, JF 29/18

Im „Generalslager“ Krasnogarsk

Was der Autor hier hervorragend schildert, kann ich bestätigen: Nach der Kapitulation im Mai 1945 war ich in einem Kontingent von 250 Ärzten, die als Kriegsgefangene der Heeresgruppe Kurland von Lettland nach Krasnogarsk, 27 Kilometer hinter Moskau gelegen, in Güterwagen transportiert wurden, um dort in fünf Wochen vom „Faschismus“ zum Kommunismus umerzogen zu werden, durch Funktionäre des „Nationalkomitees Freies Deutschland“. Da dessen Mitglieder auch für Lautsprecher-Propaganda auf sowjetischer Seite gegenüber der deutschen Front im Krieg eingesetzt worden waren, bestand wenig Interesse an einer Mitgliedschaft: nur vier Kameraden traten ein. Krasnogarsk galt damals als „Generalslager“, da sich dort circa 20 deutsche Wehrmachtsgenerale, die übrigens „Wunschkost“ erhielten, als Kriegsgefangene befanden, unter ihnen Generalfeldmarschall Schörner, den ich persönlich interviewte, da er in Schaukästen als „Totenvogel“ diskreditiert wurde.

Prof. Dr. Eberhard Willich, Heidelberg