© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/18 / 24. August 2018

Aufgeschnappt
Richter und Verteidiger
Matthias Bäkermann

In Regionen wie der Lüneburger Heide oder der Prignitz bringt ein Thema bei vielen rasch den Puls auf 200: Wie hältst Du es mit dem Wolf? Erhitzt ist auch Marc Mennles Gemüt. Nachdem drei seiner Mutterschafe getötet wurden, streitet der 42jährige Schäfer aus Lenzen an der Elbe mit dem brandenburgischen Landesamt für Umwelt über den Missetäter an seiner Herde. Dieses stellt üblicherweise einen Rißgutachter, der die toten Tiere in Augenschein nimmt, um dem Hüter bei Wolfsriß dann eine Entschädigung zukommen zu lassen. Deutet es darauf hin, daß ein Wolf mehrfach Nutztiere reißt, darf dieser nach jüngster Landeswolfverordnung sogar geschossen werden. 

Da aber Gutachter Uwe Schanz diesmal keinen Wolfsriß erkennen wollte und dem Schäfer sogar Vortäuschung unterstellt, tobt Mennle. „Das ist eine infame Lüge“, zitieren ihn am 16. August die Potsdamer Neuesten Nachrichten, Kehlenbiß und Bauchaufriß seien unverkennbar. Der ehrenamtliche Experte wolle nur den Abschuß verhindern. Da Schanz beim „Nabu e.V.“ 2015 für deren Aktion „Willkommen Wolf“ als „Wolfsbotschafter“ fungierte, stellt Mennle dessen geforderte Neutralität in Frage. Obwohl die Landesbehörde letzteres bestätigen mußte, wiegelt man dennoch ab: „Ein Interessenkonflikt von Schanz ist nicht zu erkennen.“