© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/18 / 24. August 2018

„Satan“ mit Familiensinn
Italien: Während ein katholisches Magazin Matteo Salvini verteufelt, sieht sich dieser als Vorzeigechrist
Fabio Collvati

Italiens  Innenminister Matteo Salvini gibt sich gerne als gottesfürchtiger Mann. Zu öffentlichen Auftritten bringt der Politiker der Lega schon mal einen Rosenkranz mit. Doch nun sorgte  eine Titelseite des katholischen Magazins La famiglia cristiana (Die christliche Familie) für einen echten Skandal. „Vade retro Salvini“ steht neben einem Bild des Ministers: Die Anspielung auf das Jesuswort „Weiche zurück, Satan“ ist eindeutig. „Vade retro Satana“ ist eine mittelalterliche katholische Formel, die bei Exorzismen angewendet wird.

Als Erläuterung für die Aufmachung der Titelseite berichtete das Magazin ausführlich von einem Beschluß der italienischen Bischofskonferenz.  „Als Hirten verlangen wir nicht, pauschale Lösungen bieten zu können. Wir wollen jedoch angesichts der Flüchtlingsproblematik nicht wegblicken. Wir können nicht zulassen, daß Ängste unsere Beschlüsse beeinflussen, unsere Antworten bestimmen und ein Klima des Mißtrauens, der Wut und der Ablehnung nähren“, so die Bischofskonferenz.

Die rechte Lega – früher Lega Nord – ist der kleinere Koalitionspartner in einer „Regierung der Populisten“ mit der Fünf-Sterne-Bewegung des früheren TV-Komikers Beppe Grillo. Seit der Regierungsbildung läuft aber vor allem Salvini dem Ministerpräsidenten Luigi di Maio in Sachen Popularität den Rang ab. Zuletzt betonte der Lega-Chef immer wieder, „viele Kirchenmänner“ würden seinen Kurs unterstützen. „Man muß Migranten aufnehmen, aber im Rahmen des Möglichen“, so der Chef der Lega, „das ist auch eine Form der Nächstenliebe, daß wir niemanden überfordern.“

„Alle bestätigen mir, daß das Maß voll ist“ 

Entsprechend drastisch reagierte der Innenminister auf den Affront durch das Kirchenmagazin: „Ich finde den Vergleich mit Satan geschmacklos. Ich will keine Lehren erteilen, doch ich glaube nicht, daß ich das verdiene.“ Er teile die Meinung vieler Gläubiger, daß es die Pflicht der Politik sei, die christlichen Wurzeln zu schützen und eine Einwanderung nur im Rahmen des Möglichen zu gestalten: „Alle bestätigen mir, daß das Maß voll ist.“ 

Die Parlamentsabgeordnete und Kirchen-Beauftragte der Lega, Barbara Saltamartini, erklärte, die Famiglia Cristiana sei „ein Organ der politischen Presse geworden“. Salvini mit Satan zu vergleichen heiße, „sich hinter die Schleuser und Menschenhändler zu stellen“. Saltamartini hatte vor einigen Wochen mit anderen Abgeordneten einen Gesetzentwurf eingebracht, der das Aufhängen von Kreuzen in allen öffentlichen Räumen zur Pflicht machen will.

Parallel dazu stoppte Salvini per Erlaß die Verwendung geschlechtsneutraler Sprache in seinem Ministerium. „Ich wurde darüber informiert, daß auf Formularen zur Beantragung des elektronischen Personalausweises die Form Elternteil 1 und Elternteil 2 genutzt wird. Schluß damit. Ich habe die Anweisung gegeben, daß es ab sofort wieder Vater und Mutter heißt“, sagte Salvini der Zeitung Il Giornale. „Wir werden die traditionelle Familie basierend auf der Gemeinschaft von Mann und Frau verteidigen“, erklärte der Lega-Politiker weiter, der in der Familienpolitik durch und durch konservative Positionen vertritt. 

Unter anderem möchte der neue italienische Innenminister Steuererleichterungen für Familien sowie eine kostenlose Betreuung für Kinder einführen, um die sinkende Geburtenrate im Land zu stoppen. Finanziert werden sollen diese Vorhaben unter anderem mit einer dreiprozentigen Steuer für Auslandsüberweisungen von Migranten.  „Wir haben ein Familienministerium geschaffen, das sich um Fruchtbarkeit, Kindergärten kümmert und an einem gerechteren Steuersystem für große Familien arbeitet. Am Ende unseres Mandats wird diese Regierung sich stärker an der Zahl der Neugeborenen messen lassen als an der Verschuldung“, erklärte der 45jährige Mailänder.