© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/18 / 24. August 2018

Niedrigzins und Aktienverluste nagen am deutschen Vermögen
Sparer verbrennen Geld
Bruno Hollnagel

Seit 2002 bezuschußt der Steuerzahler zur Freude der Finanzbranche die kapitalgedeckte Altersvorsorge. Doch auch ohne Riester-Zulagen sind die Deutschen Sparfüchse: 5,9 Billionen Euro haben sie auf der hohen Kante. Doch die sind in Gefahr: „Historisch niedrige Zinsen auf Bankguthaben und fallende Wertpapierrenditen lassen die reale Gesamtrendite der privaten Haushalte in Deutschland erstmals seit sechs Jahren wieder negativ werden“, warnt die Bundesbank in ihrem „Monatsbericht August“.

Im ersten Quartal 2018 überstieg die Euro-Inflationsrate von 1,5 bis zwei Prozent die positive, aber geringere nominale Portfoliorendite: Die Gesamtrendite fiel auf -0,8 Prozent – was einem Realverlust von 47 Milliarden Euro entspricht. Bundesbankchef Jens Weidmann rechnet nicht mit raschen Zinserhöhungen. Autokäufer, Häuslebauer und Firmen freuen sich über geringere Schuldzinsen, doch volkswirtschaftlich setzen Niedrigzinsen falsche Signale: Wenn sich sparen nicht mehr lohnt, die Eigenvorsorge vernachlässigt wird und Sparpuffer real dünner werden, wird die Wirtschaft bei Krisen insgesamt anfälliger. Und es gibt weitere Vermögenseinbußen: 2017 wies die Gesetzliche Rentenversicherung erstmals einen Zinsverlust von 49 Millionen Euro aus. Der Gesundheitsfonds mußte bereits 2016 Strafzinsen zahlen.

Sparern drohen Fehlinvestitionen: Bei niedrigen Zinsen und negativer Realrendite – also anteiligem Vermögensverlust – geht das Bewußtsein für mögliche (Total-)Ausfälle verloren. Anleger lassen sich zu Portfolioumschichtungen verleiten – doch höhere Renditen bedeuten höheres Risiko, beispielsweise Wechselkursrisiken bei Anlagen in Fremdwährungen. Sprich: Statt gespart, wird Geld verbrannt. Neu ist das alles nicht: „Bereits in den Jahren 2001 bis 2003 und 2008 war die Rendite vorübergehend negativ“, so der Bundesbank-Monatsbericht.






Dr. Bruno Hollnagel, Ökonom und Wirtschaftsingenieur, ist AfD-Bundestagsabgeordneter und Mitglied im Finanzausschuß.