© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/18 / 31. August 2018

Joy Villa ist das neue Promi-Lächeln der Konservativen in den Vereinigten Staaten.
Bling-Bling von rechts
Bernd Rademacher

Sie ist jung, sie ist weiblich, sie ist schwarz – und sie äußert sich gerne politisch. Mit dieser Kombination wäre Joy Villa eigentlich das Traumgirl aller „#me too“- und sonstiger „Diversity“-Kampagnen. Doch das ist die Sängerin nicht. Stattdessen heftet ihr das Etikett „kontrovers“ an. Der Grund ist einfach: Joy ist nicht links – ganz im Gegenteil. Jüngst forderte sie etwa in einer Youtube-Botschaft Freiheit für den verurteilten britischen Anti-Islamisierungs-Aktivisten Tommy Robinson (JF 24/18).  

Allerdings, so sehr ihre Fans sie lieben, Joy Villa ist in ihrer Heimat, den USA, nur das, was man hierzulande ein „Sternchen“ nennt (oder, wäre man gehässig, einen „C-Promi“). Ihre Bekanntheit hat sie vor allem dem Umstand zu verdanken, sich immer wieder Zutritt zur glamourösen Verleihung der „Grammy-Awards“ zu verschaffen, dem wichtigsten US-Musikpreis, und sich dort vor die Objektive zu drängeln. Und damit sie auch garantiert nicht übersehen wird, erscheint sie bevorzugt in Kleidern, für die nur eine Handvoll Fäden verarbeitet wurden und die entsprechend „durchschaubar“ sind. Anders jedoch, als sie zuletzt im US-Patrioten-Look erschien, einem enganliegenden Kleid in den Nationalfarben, bestickt mit Straßsteinchen in den Worten „Trump“ und „Make America Great Again“. Dazu verkündete sie in die Kameras: „Ich glaube an Trumps Botschaft und bin sicher, er wird das Land so führen, wie sein Leben – erfolgreich!“ Als hätte das die liberale Öffentlichkeit nicht genug schockiert, warb sie bei nächster Gelegenheit in einem Kleid mit Anti-Abtreibungssymbol für den Schutz ungeborener Kinder. Und wenn Villa Sätze sagt wie „Ich stehe für ein vereintes Amerika, in dem jeder toleriert wird, egal, wen er wählt. Ich glaube an die Liebe!“ ist das für Trump-Hasser kaum zu ertragen – und dann kommen diese nicht einmal von einem alten weißen Mann. Das ärgert sie am meisten.

Villa macht auch Musik. Ihr Debutalbum „I Make the Static“ mit harmlos plätschernden Popsongs fristete in den letzten vier Jahren nach Erscheinen allerdings ein trostloses Dasein in den Senken der Charts. Doch nach ihrem Pro-Trump-Auftritt auf dem roten Teppich ging die Platte ab wie eine Rakete: Platz zwölf der US-Rock-Charts, Platz sieben der iTunes-Downloads und Nummer eins der Alternative-Hitparade. Freilich nur für knapp eine Woche, aber die Verkaufszahlen dürften ein hübsches Sümmchen eingebracht haben.

Allerdings taugt die schöne Schwarze nicht zur neuen konservativen Ikone: Villa propagiert den veganen Lebensstil, und vor allem ist sie bekenenndes Mitglied der Scientology-Sekte, die den Rummel um Joys Trump-Show genüßlich für die eigene Sache ausschlachtete. Und dennoch erfrischen die Auftritte der 27jährigen Kalifornierin – mit ihrem Optimismus, Verve und bezaubernden Lächeln.