© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/18 / 31. August 2018

Meldungen

Hitler-Reden: Wenig Einfluß auf Wahlerfolge 

CAMBRIDGE. Immer wieder wird von Historikern behauptet, Hitlers „suggestive Wahlkampfreden“ seien maßgeblich dafür verantwortlich gewesen, daß bei den Reichstagswahlen zwischen 1928 und 1933 die NSDAP ihren Stimmanteil von 2,6 auf 43,9 Prozent habe steigern können. Diese These dürfte jetzt aber durch die Untersuchung von Peter Selb (Universität Konstanz) und Simon Munzert (Hertie School of Governance Berlin) als widerlegt gelten. Die beiden analysierten die Wahlergebnisse aus 1.000 Landkreisen und Bezirken sowie 3864 Kommunen und kombinierten diese mit den Daten von 455 Wahlkampfauftritten des „Führers“. Dabei kam heraus, daß Hitlers Präsenz vor Ort zu keinen signifikant höheren NSDAP-Stimmanteilen geführt hatte als in den Vergleichsregionen ohne entsprechende Wahlkampfveranstaltungen (Online-Ausgabe der American Political Science Review vom 7. August 2018). Meßbare Effekte zeigten sich nur bei den Stichwahlen ums Amt des Reichspräsidenten – in der Größenordnung von ein bis zwei Prozentpunkten. (ts)

 www.cambridge.org/





Rebellion gegen römische Kaiser als Klimafrage

AMSTERDAM. Das Klima ist an allem Schuld – sogar am gewaltsamen Tod vieler römischer Kaiser. Das jedenfalls meinen Cornelius Christian von der Brock University in St. Catharines und sein Kollege Liam Elbourne von der St. Francis Xavier University in Antigonish: 20 Prozent der insgesamt 82 Imperatoren seien ermordet worden, weil es zuwenig Regen und damit Mißernten in den nordöstlichen Provinzen des Römischen Reiches gegeben habe. Dort nämlich waren besonders viele Legionen stationiert, die nach Meinung der beiden Kanadier immer dann rebellierten, wenn ihre Verpflegungsrationen wegen der Wetterkapriolen reduziert werden mußten (Online-Ausgabe der Economic Letters vom 14. August 2018). Daß viele Kaiser aber außerhalb der angeblichen Unruheprovinzen zu Tode kamen, wird damit erklärt, daß Meutereien an der Peripherie die Position des Imperators selbst dann untergruben, wenn er in Rom weilte. Somit zieht nun offenbar auch in die Geschichtswissenschaft ein kruder Klimadeterminismus ein. (ts)

 www.sciencedirect.com





Erste Sätze

Stolz und Zuversicht kennzeichnen den Geist der westlichen Zivilisation in den letzten Jahrhunderten.

Erich Fromm: Psychoanalyse und Ethik,  Zürich 1954





Historisches Kalenderblatt

5. September 1698: Der russische Zar Peter der Große verbietet in einem Ukas das Tragen von „unzeitgemäßen“ Bärten. Wegen des Widerstands der orthodoxen Kirche wandelt der Zar diese Weisung einige Monate später in eine rigorose Bartsteuer um.