© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/18 / 07. September 2018

Einigung auf Rentenpaket
Vor der Sintflut
Jürgen Liminksi

Die Rentendiskussion ist sicher, mit Versprechen aber ohne Ehrlichkeit. Die sieht so aus: Seit acht Jahren gibt es in der EU mehr Renteneinsteiger als Schulabgänger. Der sogenannte Altenquotient (die über 65jährigen im Verhältnis zu den 20- bis 65jährigen) steigt, am höchsten ist er in Deutschland, Österreich, Griechenland, Italien und Spanien. Es sind die Länder mit den geringsten Geburtenraten. Schon längst reichen die Beiträge der arbeitenden Bevölkerung nicht aus, um das System zu erhalten. Daran ändern auch die Beschlüsse der Großen Koaliton nichts. Es werden noch mehr Milliarden Steuergelder in die Rentensysteme gepumpt werden müssen, um wie versprochen Beiträge und Leistungen bis 2025 stabil zu halten. Wenn ab 2020 die Baby-Boomer in Rente gehen, wird der Altenquotient noch einmal dramatisch steigen. Und irgendwann kommt auch ein wirtschaftlicher Abschwung – mit ihm die Zeit der Wahrheit.

Nach dieser rentenpolitischen Sintflut wird die Altersarmut sichtbar werden – vor allem von Frauen, die nicht erwerbstätig waren, weil sie Kinder erzogen haben, die heute die üppigen Renten der Kinderlosen finanzieren. Dann wird man nach Konzepten ringen. Die Zuwanderung ist keins, sie kostet und verschärft das Problem. Staatsrente? Rente mit 70? Die Verantwortlichen für das Desaster werden dann in Rente sein. Ihnen würde man gern einen Vorruhestand gönnen, ab heute.