© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/18 / 07. September 2018

Die tschechische EP Global kündigt Einstieg bei Metro an
Prager Milliarden
Thomas Fasbender

Ein weiteres Stück bundesrepublikanischer Wirtschaftsgeschichte geht zu Ende: 1966 war das Duisburger Familienunternehmen Haniel als Großinvestor bei der Metro eingestiegen. Deren legendärer Chef Otto Beisheim war seinerzeit der deutsche Pionier des aus den USA stammenden Cash & Carry-Konzepts. Heute setzt der Groß- und Lebensmittelhändler in 35 Ländern mit über 150.000 Mitarbeitern 37 Milliarden Euro um.

Die Verkaufsentscheidung ist der zweite Schritt nach der Aufspaltung der „alten“ Metro in die Fachmärkte Mediamarkt und Saturn unter der Ceconomy-Holding einerseits und den Lebensmittelhandel (Metro-Märkte, Real) andererseits. Für beide Säulen des Metro-Geschäfts gilt: Die Zukunft des stationären Handels steht auch im Großhandelssektor unter einem Fragezeichen. Mit dem Verkauf des 20,5 Prozent-Pakets (plus eines separaten Neun-Prozent-Anteils der Ceconomy) schmälert Haniel auch das Gewicht der „Sunset Industries“ im Portfolio, also solcher Branchen, deren Lebenszyklus sich dem Ende zuneigt.

Aufmerksamkeit wecken die Investoren der EP Global Commercial: Daniel Kretínský und Patrik Tkác. Der 43jährige Tscheche Kretínský stieg nach dem Jurastudium vom Investmentbanker zum Chef der Prager Energieholding EPH auf. Längst ist er Mehrheitseigentümer und kontrolliert auch deutsche Energie-Aktiva: Kraftwerke in Mehrum, Schkopau und Buschhaus, Teile an der Mibrag sowie die Braunkohlentagebaue der Vattenfall (JF 48/15). Kraftwerke hat EPH auch in der Slowakei, in Italien, Großbritannien, Ungarn und Polen erworben. Die Gesellschaft war angeblich schon vor dem Metro-Deal mit 3,5 Milliarden Euro verschuldet. Fraglich ist, mit welchem Geld Kretínský die rund 30 Metro-Prozent von Haniel und Ceconomy bezahlen will.

Neben vielem anderen gehört dem tschechischen Milliardär auch der Fußballclub Sparta Prag, Kooperationspartner des deutschen Clubs Energie Cottbus. Seither wird er, in Anspielung auf den russischen Eigentümer des FC Chelsea, auch als „tschechischer Abramowitsch“ bezeichnet. Nichtsdestotrotz gibt es für eine mögliche Rußland-Connection bei der Metro-Übernahme nicht die geringsten Anzeichen.

Wahrscheinlicher ist, daß die chinesische Karte im Spiel steckt. 2014 wurde ein strategisches Partnerschaftsabkommen zwischen der Investmentgesellschaft und EPH-Aktionärin J&T und CEFC China Energy unterschrieben. J&T kommt von Ivan Jakabovic und dem Slowaken Patrik Tkác, die 1994 diese Prager Investorengruppe gründeten. Der Hunger der Chinesen auf europäische Firmen, Häfen oder Kraftwerke ist bekannt. Vielleicht steht inzwischen auch die Großhandels-Infrastruktur auf der Pekinger Einkaufsliste.

 metroag.de

 www.epholding.cz

 www.jtfg.com