© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/18 / 07. September 2018

CD-Kritik: Gustav Mahler – Das Lied von der Erde
Dunkel ist das Leben
Andreas M. Daniel

Der Sommer 1907 muß für Gustav Mahler furchtbar gewesen sein. Am 12. Juli stirbt seine ältere Tochter Maria Anna an Scharlach-Diphterie, nur wenige Tage später wird bei ihm ein doppelseitiger Herzklappenfehler diagnostiziert. Schließlich wird er Anfang Oktober als Direktor der Wiener Hof-oper entlassen. Mahler zieht sich nach Südtirol zurück und widmet sich Hans Bethges Nachdichtungen altchinesischer Lyrik, die offenbar seinen Gemütszustand spiegeln. „Das Lied vom Kummer soll auflachend/ in die Seele euch klingen. Wenn der Kummer naht,/ liegen wüst die Gärten der Seele,/ Welkt hin und stirbt die Freude, der Gesang./ Dunkel ist das Leben, ist der Tod.“ Mahler vertont einige der Gedichte, es entsteht der sinfonische Liederzyklus „Das Lied von der Erde“. An den Dirigenten Bruno Walter schreibt er im Sommer 1908: „Ich war sehr fleißig (…). Mir war eine schöne Zeit beschieden und ich glaube, daß es wohl das Persönlichste ist, was ich bis jetzt gemacht habe.“

Inzwischen gibt es weit über einhundert Aufnahmen davon, die jüngste nun mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter dem Gastdirigat von Simon Rattle, aufgezeichnet  bei Konzerten am 25./26. Januar dieses Jahres im Herkulessaal der Münchner Residenz. Als Solisten zu hören sind Magdalena Kožená (Mezzosopran)  und Stuart Skelton (Tenor).

Mahler Das Lied von der Erde Magdalena Kožená , Stuart Skelton, Sir Simon Rattle BR Klassik (Naxos) 2018  www.br-klassik.de