© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/18 / 07. September 2018

Leserbriefe

Zu: „Lustvolles Verachten“ von Werner J. Patzelt, JF 36/18

Großartige Analyse

Großes Kompliment und Dank für diesen Leitartikel! Dies ist eine großartige Analyse von politikwissenschaftlicher Weltklasse!

Dr.med. Matthias Krist, Künzelsau




Ausgerechnet die Kanzlerin

Frau Merkel sagt zu Chemnitz „Das hat in einem Rechtsstaat keinen Platz.“ Ausgerechnet Merkel sagt das, wo sie doch über eine Million Flüchtlinge ohne Kontrolle reinließ, das war Verfassungsbruch. Also sollte sie den Mund nicht so voll nehmen, ihr Kommentar trifft sie wie ein Bumerang. Nur weiter so, dann bekommt die AfD bald 40 Prozent.

Dr. Kuno Zeller, Freiburg






Zu: „Die große Gleichgültigkeit“ von Jörg Kürschner, JF 35/18

Erinnerung nur an NS-Opfer

Ja, sollen denn die Kommunisten von heute der Opfer des Kommunismus ehrend gedenken?! Seit wann hackt eine Krähe der anderen ein Auge aus? Auch ich habe ein Jahr und drei Tage im Stasi-Knast verbracht, wegen Öffentlicher Meinungsäußerung. Allerdings war das 1977 fast wie im Sanatorium, verglichen mit dem Archipel Gulag. Aber Erinnerungskultur ist in Bessermenschen-Deutschland nur zulässig für die Opfer der nationalsozialistischen Hitler-Despotie. Es gleicht schon einem Wunder, wenn überhaupt mal in den „Qualitäts- Medien“ etwas zu den Verbrechen der Kommunisten erscheint. Dabei waren die unter Umständen noch viel grausliger als die Nazi-Verbrechen – nur haben Stalin, Mao, Pol Pot und Co. keinen Krieg verloren wie NS-Deutschland. Derzeit ist der Sieg des Kommunismus in Venezuela angekommen: Brüllende Parolen. Leere Regale. Volle Gefängnisse. (In der gemäßigten Variante.) 

Rainer Rodenwald, Bleckede




Preisträgerin der Demagogie

War Ihrer Redaktion eigentlich bewußt, wie irritierend das große Foto der SED/Linke-Funktionärin Wagenknecht neben der Feststellung der „großen Gleichgültigkeit“ gegenüber Opfern der DDR auf Menschen wirkt, die in der DDR verfolgt wurden? Während die SED noch im Februar an der Grenze ihrer Diktatur den zwanzigjährigen Chris Gueffroy ermorden ließ, denn die Grenztruppen hatten einen Mordauftrag von der Parteiführung, und die Flüchtlingswelle Richtung Freiheit via Ungarn und der westdeutschen Prager Botschaft begann, trat Wagenknecht in die SED ein. Sie stützte damit nicht nur den Terror des Kommunismus, sie verherrlichte danach Stalin und Ulbricht, gründete die grundgesetzfeindliche „Kommunistische Plattform“ in der SED/Linke und wurde trotzdem Liebling vieler Medien. Gäbe es einen Preis für Demagogie, wäre ihr neben Gregor Gysi wohl ein vorderer Platz sicher. 

Überdies ist der Begriff „DDR-Opfer“ unscharf, denn er blendet den aktiven Widerstand gegen die SBZ und DDR aus, der gleich nach 1945 in dem Teil Deutschlands begann, der von der kommunistischen „Roten Armee“ der UdSSR besetzt wurde und keine Befreiung, sondern Beginn der nächsten Diktatur war. Außerdem ist der Begriff „Opfer“ heute, vor allem bei jüngeren Leuten, negativ besetzt, was Probleme in der politischen Bildung bei der Beschäftigung mit den Folgen der kommunistischen Verbrechen bringen kann. Während Empathie-Wellen durch Deutschland wallten oder „ge-wallt wurden nach der willkürlichen Grenzöffnung, scheint es den meisten Menschen in Deutschland heute weitgehend egal zu sein, daß durch die kommunistischen Diktaturen über einhundert Millionen Menschen ermordet wurden. Die Schieflage bei der Bewertung der Diktatur der National-Sozialisten und der Kommunisten wird auch deutlich bei der Bereitstellung von Steuergeldern. Während für den „Kampf gegen Rechts“, wobei Linke definieren „wer ist Rechts“, über einhundert Millionen Euro von Merkels Regierung bereitgestellt werden, fehlt auf seiten der Beschäftigung mit den Folgen der kommunistischen Diktaturen immer wieder die finanzielle Unterstützung. In den Medien wird das weitgehend primitive Weltbild verbreitet: Links ist gut – Rechts ist böse! 

Für mich als ehemaligen politischen DDR-Häftling sind Politiker unglaubwürdig, die am 17. Juni Blumen an Gedenkstätten für die Toten des Volksaufstandes niederlegen und einen Tag später überlegen, wann sie wegen des Machterhalts mit der SED/Linken Koalitionen eingehen. Solange in Deutschland die Ideologie des Sozialismus-Kommunismus durch Denkmäler für Marx, Lenin und Pieck verherrlicht und die SED/Linke an der Macht beteiligt wird, gibt es keine wirkliche Aufarbeitung dieser Diktaturen. Orwell schrieb: „Falls Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann das Recht, den Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.“ Nehmen wir uns diese Freiheit, reden wir offen und unermüdlich öffentlich darüber, daß unsere Freiheit auch durch den Kommunismus weiter bedroht ist, selbst wenn dabei manche vor Wut „rotgelbgrün“ anlaufen.

Alexander W. Bauersfeld, Hannover






Zu: „Ein Schritt vor und zwei zurück“ von Paul Leonhard, JF 35/18

Nicht mehr im Namen des Volkes

Richter sind Diener und nicht Herren des Volkes, da sie Gesetze nicht gestalten, sondern nur auslegen. Beschlossen werden Gesetze von Politikern. Politiker werden vom Volk gewählt. In letzter Zeit hat man den Eindruck, daß Urteile gegen kriminelle Muslime nicht mehr „Im Namen des Volkes“, sondern „Im Namen Allahs des Allmächtigen und Allwissenden“ gefällt werden.

Werner B. Wegmann, Ludwigshafen






Zu: „‘Satan’ mit Familiensinn“ von Fabio Collovati, JF 35/18

Innenminister für Deutschland

Einen Innenminister wie Matteo Salvini würde ich mir nicht nur für Deutschland, sondern für alle EU-Länder wünschen – einen, der nicht nur dampfplaudert, sondern handelt, also alles tut, um Europa soweit wie möglich vor den schmutzigen Geschäften der Schlepper, Schleuser und Migrationsgewinner und deren Folgen zu bewahren. Der Skandal ist, daß ausgerechnet die katholische Amtskirche auf ihn losgeht, wo er doch nicht nur beim Schutz der Grenzen und des Landes vor dem Islamismus, sondern sich auch in der Innen- und Gesellschaftspolitik seines Landes genuin katholische Züge zu eigen gemacht hat. 

Das erinnert an das ebenso skandalöse Verhalten der deutschen Amtskirche, die in ähnlicher Weise zum überwiegenden Teil die AfD verteufelt, die ebenfalls wie der Italiener weithin christ-katholische Themen vertritt und sie auch ins Parteiprogramm geschrieben hat. Offenbar ist der italienischen wie auch einem großen Teil der deutschen Kirchen wichtiger, um einen meist gottlosen Zeitgeistes zu buhlen als öffentlich zu bekennen, daß die Ziele der Kirche woanders aufgehoben sind als bei einer Partei, die fälschlicherweise das C im Namen führt. Hier zeigt sich wieder einmal der unselige Begriff des Aggiornamento, also der weiten Öffnung der Kirche für den Mainstream, der vom Zweiten Vatikanischen Konzil zu einer Art Zukunftsprogramm erhoben wurde und schon viel Unheil angerichtet hat. Man denke nur an den fatalen Auftritt von Kardinal Marx und dem EKD-Ratsvorsitzenden Bedford-Strohm vor zwei Jahren, als beide in Jerusalem ihren Bekennermut demonstrierten, indem sie ihre Brustkreuze schamhaft verbargen.

Gert Ziegler, München






Zu: „Ideologisch überhöht“ von Jürgen Liminski, JF 35/18

Beispielhaftes Modell Japan

In diesem von Ihrem Autor kritisch betrachteten Konzept könnte man tatsächlich eine (eher linke) Ideologie vermuten. Wenden wir uns einmal dem Industriestaat Japan zu, historisch weit von linkem Gedankengut entfernt, aber um so mehr konfuzianischem Denken zugewandt, beträgt dort die durchschnittliche vom staatlichen Rentensystem abgesicherte Rente circa 50 Prozent des letzten Gehaltes. Hierbei kennt das japanische System keinen Niedriglohnsektor, dem die Politik auch in der Wirtschaftskrise einen Riegel vorgeschoben hatte, ebensowenig wie Frühverrentungen. 

Die Renten sind auch insofern sehr hoch, weil in der Wirtschaft das Senioritätsprinzip gilt. Die Löhne steigen im Alter quasi automatisch an, unabhängig von Position und Aufgabe im Unternehmen. Sie liegen beim Ausscheiden etwa 3,6mal über dem Eintrittsgehalt junger Angestellter. Es gibt keine Altersarmut, der Sozialstaat muß nicht eingreifen, und die Rentenversicherung hat einen Überschuß vom Sechsfachen des Jahresausgabebetrages angehäuft und arbeitet damit an den Finanzmärkten weltweit und erzielt hierbei zusätzlich ca. 250 Milliarden Euro pro Jahr Überschuß (Angaben aus Publikationen des Wissenschaftlers Dr. Werner Kamppeter, derzeit FU Berlin). Solche Systeme funktionieren also zumindest in Staaten mit relativ hoher Bildung und homogener Sozialisation der Bevölkerung.

Dr. Holger Gert Stienen, Wentorf b. Hamburg






Zu: „Die natürlichen Schranken der Energiewende“ von Christoph Keller, JF 35/18

Bescherung: ein böses Erwachen

Unsere fachfremden Mehrheiten im Bundestag sollten unbedingt diesen Artikel lesen! Mit Maß und Zahl weist er nach, daß eine Stromversorgung ausschließlich aus den sogenannten „erneuerbaren“ Energien unter anderem wegen deren geringer Energiedichte und hohen Kosten für Deutschland nicht möglich ist. Erwähnt werden auch die fehlenden Speicher für den tageszeit- und wetterabhängigen „Wackelstrom“ aus Sonne und Wind. Zu letzterem noch eine weitere Zahl: Der Energiegehalt des Windes hängt überproportional von seiner Geschwindigkeit hab. 

Bei immerhin halber Nenngeschwindigkeit liefert er zum Beispiel nur noch ein Achtel, also 12,5 Prozent seiner Nennleistung. Bei noch schwächerem Wind drehen sich die Windräder zwar noch, aber es kommt fast nichts mehr dabei raus. Bei Sturm oberhalb der Nenngeschwindigkeit ist der Nutzen ebenfalls Null. Aus Sicherheitsgründen stellen sich nämlich dann die Blätter der Windräder parallel zum Wind. Fazit: Ohne ausreichende Speicher, Kraftwerke und noch mehr Leistungen wird uns die fortgeführte Energiewende eine Tages ein böses Erwachen bescheren.

Dipl.-Ing. K. Schwarze, Hannover






Zu: „Darauf ein kühles Blondes!“ von Michael Paulwitz, JF 34/18

Zuletzt die Atombombe

Zu dem Artikel über die grünen Panikmacher möchte ich darauf hinweisen, es ist gar nicht so lange her, da produzierten sich unsere berufenen Panikmacher mit der Behauptung, wir bekämen eine neue Eiszeit. Ich habe mit Bewußtsein erlebt, wie es jahrelang immer wieder neue Artikel zu diesem Thema gab. In meinem Buchregal steht dazu noch eine Veröffentlichung von Peter Kaiser („Die Rückkehr der Gletscher, Die Welt vor einer Naturkatastrophe“, erschienen 1973 im Verlag Fritz Molden, Wien-München-Zürich). Die Autoren wurden nicht müde, immer wieder neue Beweise für ihre Behauptungen aufzustellen. Zuletzt wurde die Atombombe als Hauptverursacher genannt.

Dieter Hoppe, Melsungen






Zu: „Die Unerträglichkeit des Sozialismus“ von Karlheinz Weißmann, JF 34/18

Im Gespräch mit Dubcek 1958

Seit ich Ihre Zeitung lese (über zwanzig Jahre), renne ich vergebens dagegen an, daß Sie es bis heute nicht geschafft haben, in die Realien hinter dem Eisernen Vorhang so weit vorzudringen, um sie in Ihren Texten fehlerfrei darstellen zu können. Diese Darstellung macht mit ihrem gelungen auf Kundera hinweisenden Titel neugierig, ist aber trotzdem dafür wieder einmal beispielhaft. Seine Fokussierung auf Alexander Dubcek – mit dem ich mich übrigens 1958 längere Zeit im Klub meines Moskauer Studenteninternats darüber unterhalten habe, wie wir nach Moskau gelangt sind – mag zwar seiner Bedeutung als Symbolfigur auch für den Westen entgegenkommen, übergeht aber die Plejade hervorragender Männer, die ihn mitgetragen haben; ohne sie wäre er nicht einmal als der traurige Held, zu dem er geworden ist, in die Geschichte eingegangen. Zu ihr gehörten nicht nur der immerhin erwähnte Ota Šik, sondern auch der Staatspräsident General Ludvik Svoboda (= „Freiheit“; wenn Sprechchöre seinen Namen riefen, waren immer beide gemeint – eine am Rande mitteilenswerte Anekdote …), der Präsident der Nationalversammlung Josef Smrkovský oder die Ministerpräsidenten Oldrich Cerník und Jozef Lenárt; sie – und weitere, die den Staat am Laufen hielten – hätten es verdient, ebenfalls genannt zu werden.

Dr. Erhard Glier, Löbejün






Zu: „Böcke werden zu Gärtnern“ von Henning Lindhoff, JF 33/18

Die Qualität im freien Fall

Es ist wichtig, immer wieder auf den Verlust der politischen Neutralität der Wikipedia aufmerksam zu machen. Für technische Artikel ist die Wikipedia eine gute Sache. Dort funktioniert auch die Qualitätssicherung ganz gut. Politische, biographische und religiöse Inhalte sind aber leider tendenziös, weil eine sehr unheilvolle linke Meinungspolizei schnell reagiert, sobald man Fehler oder beabsichtigt mißverständliche Textstellen geraderückt. Es erscheint dann ein lapidares „von xyz rückgängig gemacht“ in der Versionshistorie. 

Das Ergebnis dieses bedauerlichen Treibens ist, daß die Wikipedia in politischen und anderen Artikeln mit Gesellschaftsbezug schwere Qualitätsmängel hat und fähige Autoren den Rückzug antreten, um nicht zuviel ihrer Arbeitszeit zu vergeuden. Das Feld überlassen sie damit nolens volens den mit Vernunft nicht beizukommenden Ideologen, und die Qualität geht in den freien Fall über.

Patrick Krusenotto, Rheinbach