© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/18 / 14. September 2018

Florian Weber. In Bayern konkurrieren nicht nur CSU und AfD um konservative Wähler.
Der stolze Löwe
Thorsten Brückner

Der bayerische Löwe brüllt wieder. Nein, nicht in Gestalt von Markus Söder, sondern des Mannes, dessen Partei man im Freistaat eigentlich schon für tot erklärt hat. Unter Florian Weber feiert die Bayernpartei, nach dem Krieg Hauptkonkurrentin der CSU, ein kleines Comeback. Vorbei die Zeiten, als nur noch 25.000 Bayern das Kreuz bei ihr machten und man kurz vor der Auflösung stand. Inzwischen verzeichnet die Partei bei jeder Wahl Gewinne und hat eine stabile Basis von gut zwei Prozent. 

Dafür verantwortlich ist auch der sachliche Ton des stets freundlichen Weber. „Kritik alleine hilft nicht, wir müssen sagen, was wir wollen!“, schärft der Oberbayer von stattlicher Statur seinem Wahlvolk ein. 1999 trat der Geschäftsführer eines Unternehmens für ärztliche Weiterbildung der Partei bei, 2007 übernahm er den Vorsitz. Der 54jährige stammt aus einem politisch interessierten Elternhaus in Bad Aibling. Der Erhalt föderaler Strukturen trieb ihn bereits als junger Mann um. 

Ein Erfolgsgeheimnis Webers ist sein integrativer Führungsstil. Mit dem früheren Vorsitzenden Hubert Dorn, der heute Generalsekretär ist, harmoniert er. Während Dorn die Rechtskonservativen anspricht, ist Weber der liberale Part des Tandems. Aber auch Weber hat sich in der Asylpolitik klar positioniert: Für ihn ist eine Aufnahme echter Flüchtlinge nicht zu verwechseln mit einem unkontrollierten Zustrom von Wirtschaftseinwanderern. Nur ein unabhängiges Bayern könne die eigenen Grenzen sichern.

Den Anspruch auf eine selbstständige Republik Bayern haben die weiß-blauen Patrioten nicht aufgegeben. Das Motto der rebellischen Bajuwaren dabei lautet: „Eigenes stärken, statt Fremdes verteufeln!“ Deswegen setzen sie sich für die Bewahrung der heimischen Dialekte ebenso ein wie für den Erhalt des Brauchtums. Mit ihrem Eintreten für die Eigenstaatlichkeit weiß sie zahlreiche Menschen im Freistaat hinter sich. Laut der letzten Umfrage wollen 32 Prozent die Loslösung von der Bundesrepublik.

Zuletzt bekamen die Separatisten dafür auch Rückenwind aus dem Ausland. „Natürlich hat uns das geholfen“, räumt Weber mit Blick auf die Unabhängigkeitsbewegung in Katalonien ein. Das Thema Sezession kam dadurch in Europa wieder auf die Tagesordnung. Für die bayerische Landtagswahl am 14. Oktober hält er sechs Prozent für realistisch. Wie das der Partei, die bisher in Umfragen stets unter den „Sonstigen“ rangierte, gelingen soll, ist allerdings ein Rätsel. Aber auch wenn es mit dem Einzug ins Maximilianeum wohl nicht klappt, werden Weber und seine Mannen weiter mitmischen. Zuletzt übernahm die CSU zahlreiche ihrer Forderungen, etwa nach Wiedereinführung der bayerischen Grenzpolizei. „Wir sitzen seit Jahrzehnten nicht mehr im Landtag, aber unser Einfluß war noch nie so groß wie heute“, resümiert Weber stolz.