© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/18 / 14. September 2018

Umwelt
Roberts Nachlaß
Dieter Menke

Wenn Erich Honecker zweimal jährlich die Leipziger Messe besuchte, waren im Neuen Deutschland zahlreiche Fotos mit dem leutselig dreinschauenden DDR-Staatschef Pflicht. Dreißig Jahre später und 450 Kilometer weiter nördlich geschieht das nun freiwillig: Wer zum Abschied des Kieler Umweltministers Robert Habeck, der sich auf seinen Posten als Bundeschef der Grünen konzentrieren will, die Schleswig-Holsteinische Landeszeitung aufschlug, fühlte sich spontan an den Byzantinismus der SED-Presse erinnert. Auf einer Art Sonderseite, bestückt mit acht Aufnahmen des „grünen Hoffnungsträgers“, näßt sein Hofsänger, der SHLZ-Redakteur Kay Müller, regelrecht ein bei der Journalistenhymne auf sein Idol, der „Nähe erzeugen kann wie kein Zweiter“ und der „die Grünen entideologisiert“ habe.

Elogen auf den grünen Heilsbringer, Kritik von Windkraftgegnern und Naturschützern.

Auch bei der Verabschiedung im Landtag wollten die Elogen auf den grünen Heilsbringer nicht enden. Nur die AfD applaudierte nicht, während Naturschützer Habeck sogar nachriefen, zum Abschied einen Faustschlag gegen die Umwelt geführt zu haben. Hatte das Jamaika-Kabinett doch am 21. August Habecks Regionalpläne zur Windenergie gebilligt. Darin mußte die Landesregierung auf juristischen Druck hin zwar den Mindestabstand zwischen Turbinen und Siedlungen von 800 auf 1.000 Meter erhöhen. Aber im Gegenzug wurden Bestimmungen für Denkmal-, Umwelt- und Vogelschutz gelockert und Abstände zu Autobahnen verringert. Die Regierung habe damit dokumentiert, daß sie „unfähig ist, eine naturverträgliche Energiewende zu gestalten“, ätzte der Naturschutzbund. Das härteste Opfer werde der Rotmilan bringen, weil der Windplan die dringende Nabu-Empfehlung eines generellen 1.500-Meter-Abstands für Windräder ignoriere. Daher sei die gesamte Population bedroht, die zu 40 Prozent hierzulande brüte, so daß „Deutschland eine weltweite Verantwortung“ für den Greifvogel trage.