© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/18 / 21. September 2018

Brief der Woche
SPD zielt auf ABC-Schützen
Thorsten Brückner


Der Bayern-SPD schwimmen die Felle davon. Nur noch elf Prozent der Franken, Schwaben und Altbayern wollen der Partei bei der Landtagswahl im Freistaat am 14. Oktober laut einer aktuellen Umfrage ihre Stimme geben. Zumindest eines kann man den Sozis dabei nicht vorwerfen. Sie stemmen sich gegen die drohende Niederlage mit Mann und Maus und entdecken dabei auch ganz neue Zielgruppen für sich. So wie der Zirndorfer Ortsverband. Die mittelfränkischen Genossen überreichten – pünktlich zum Schulbeginn – den neuen Erstkläßlern nicht nur Brotdosen und Spitzer, sondern auch ein Schreiben mitsamt Wahlempfehlung für die Eltern. „Einfach die SPD ankreuzen. Dann haben Eure Eltern alles richtig gemacht“, steht in dem Brief, der unter anderem die Unterschrift vom Ersten Bürgermeister, Thomas Zwingel, trägt. Die Stadtratsfraktionen von CSU, Freien Wählern und Grünen schäumen über diese „unzulässige Wahlbeeinflussung“. Der Pressesprecher der CSU-Landtagsfraktion, Franz Stangl, nahm es hingegen mit Humor. „Ein Loblied auf das bayerische Bildungssystem, in dem die Erstkläßler bei der Einschulung schon Wahlaufrufe lesen können. Da muß die CSU mit ihrer Bildungspolitik alles richtig gemacht haben.“ Bei der Zirndorfer SPD kann man die Empörung nicht verstehen und spielt den Schwarzen Peter zurück. Statt Selbstkritik beklagte Zwingel „die rechte Hetze im Netz“ gegen seinen Ortsverband, die CSU, Freie Wähler und Grüne mit ihrer Kritik losgetreten hätten.