© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/18 / 21. September 2018

Rechtsextreme Trittbrettfahrer unerwünscht
Schweiz: Dank massiver Polizeipräsenz war der 9. „Marsch fürs Läbe“ ein voller Erfolg
Frank Liebermann

Die Krawalle vor der Reitschule, einem linksautonomen Szenetreff, der von der grün-roten Stadtregierung unterstützt wird, liegen erst ein paar Tage zurück. Eine Polizeipatrouille wurde von Vermummten angegriffen, ohne daß es einen Anlaß gegeben hätte. Diese rief Verstärkung. Kurz darauf wurden die Chaoten durch den Einsatz von Gummischrot zurückgedrängt. Ein auf ein Geschoß gemalter Smiley führte zu massiver Kritik von linker Seite. 

Nun drohte ähnlicher Ärger. Der  „Marsch fürs Läbe“ – diesjähriges Motto „Abtreibung – der Schmerz danach!“ – wurde in Bern das neunte Mal durchgeführt. 

Bei dieser Veranstaltung demonstrieren christliche Gruppen jährlich gegen Abtreibung sowie Sterbehilfe und werben für die Ehe zwischen Mann und Frau. Sie demonstrieren friedlich, während lautstarke Grupen von Linken, säuberlich durch die Polizei getrennt, mit Trillerpfeifen und Geschrei Lärm veranstalten und versuchen, die Veranstaltung und deren Teilnehmer ins Lächerliche zu ziehen. 

Dieses Mal ist aber vieles anders. Denn die rechtsextreme Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) hatte ihre Teilnahme und Unterstützung angekündigt. Durch eine Werbeaktion im Nachbarkanton Solothurn trug die Pnos jedoch zur Eskalation im Vorfeld bei. Ohne Genehmigung des Vereins „Marsch fürs Läbe“ verteilte die Pnos Flyer und warb in der Fußgängerzone mit einem Plakat der Veranstalter für die Teilnahme. 

Daniel Regli, Mitglied des Organisationkomitees des Vereins, äußerte sich gegenüber der Zeitung Der Bund erbost und entsetzt. Entsprechend verbaten sich die Veranstalter, daß irgendwelche Symbole gezeigt werden, die nichts mit der Veranstaltung oder den christlichen Werten zu tun haben. Ausdrücklich distanziert sich der Verein auch von „Trittbrettfahrern“, ohne die Pnos aber beim Namen zu nennen. Diese wiederum sagte trotz allem ihre Unterstützung zu und verzichtete auf eigene Symbole. 

Trotz dieses Theaters konnte die Demonstration am Samstag stattfinden. Zur Freude der Veranstalter fanden sich 1.500 Lebensschützer ein, der Bundesplatz war prall gefüllt. Hauptthema waren die seelischen Spätfolgen von Abtreibungen für Frauen. Zudem wurde eine Petition an den Bundesrat gerichtet – mit der Aufforderung, eine wissenschaftliche Studie zu diesem Thema zu erstellen. 

Für die rund 200 vorwiegend linksextremen Protestler war kein Durchkommen. Absperrgitter sowie Polizisten in Vollmontur und mit Gummischrot-Mehrzweckwerfern versperrten den Weg zum Bundesplatz.