© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/18 / 21. September 2018

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Ich bin schockiert. Meine Trauer ist grenzenlos. Die Nachricht vom dem plötzlichen Tod des Autors Ulrich Schacht hat mich, wie wohl alle Hinterbliebenen, Freunde, Bekannten und Kollegen, kalt erwischt. Noch am Montag voriger Woche hatte ich kurz mit ihm wegen eines Essays korrespondiert. Wir kannten uns seit ungefähr zwanzig Jahren, und ich fühlte mich ihm und seinem Werk sehr verbunden. Das erste Mal interviewt habe ich Schacht für diese Zeitung Anfang September 1997. Damals ging es um sein parteipolitisches Engagement für den liberalkonservativen Bund freier Bürger. Später habe ich gelegentlich publizistische Arbeiten von ihm besprochen wie den Lyrikband „Die Treppe ins Meer“ (JF 8/04). Schacht lebte damals schon einige Jahre sehr zurückgezogen auf dem Land in Schweden, wovon die Gedichte in diesem schmalen Bändchen handeln. Meine Rezension endete mit den Sätzen: „Manchmal führt eben der kürzeste Weg zu sich selbst in die Ferne. Ulrich Schacht ist ihn gegangen, und er ist angekommen. Bei sich selbst. Mehr kann man nicht wollen.“ Das gilt nun, wenn auch in leider sehr trauriger Weise, erst recht heute. 


Termin beim Bürgeramt zwecks Verlängerung meines Personalausweises. Obwohl Wochen vorher online für 12.50 Uhr gebucht, muß ich vergangenen Donnerstag eine Dreiviertelstunde lang warten, bis meine sechsstellige Vorgangsnummer elektronisch aufgerufen wird. Dabei hatte der rot-rot-grüne Berliner Senat versprochen, ab der zweiten Jahreshälfte ein sogenanntes „intelligentes Terminmanagementsystem“ einzuführen. Davon ist hier nichts zu merken. Während ich also wie auf glühenden Kohlen sitze – eigentlich habe ich nur während der Mittagspause dafür Zeit –, erinnere ich sinngemäß einen Werbespruch des Berliner Rundfunks: „Wenn Sie einen Termin beim Bürgeramt bekommen und die ganze Stadt applaudiert, dann ist es Berlin.“ Na ja. Ich denke, wie erstaunlich es doch eher ist, daß die zum Teil katastrophalen Zustände in den Berliner Bürgerämtern noch keinen Amokläufer hervorgebracht haben.


„Die Kunden wollen wissen, ob ein Nazi an ihrer Uhr gearbeitet hat“. (Judith Borowski, Geschäftsführerin des sächsischen Uhrenherstellers Nomos Glashütte und engagierte Kämpferin „gegen Rechts“, gegenüber dem Spiegel vom 15. September 2018)


Facebook-Fundstück der Woche bei Rainer G.: „Wenn Hirntod Voraussetzung für Organentnahme ist, dann haben wir genügend Spender.“