© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/18 / 21. September 2018

Blick in die Medien
Bereinigte „News to go“
Tobias Dahlbrügge

Nachrichten im Häppchen-Format: Die 2016 an den Start gegangene News-App „Upday“ aus dem Hause Springer ist inzwischen in 16 westeuropäischen Ländern und Polen auf Samsung-Smartphones vorinstalliert und bietet dem Nutzer einen Überblick über aktuelle Neuigkeiten.

Produktchef und Chefredakteur in einer Person ist der frühere Welt-Chefredakteur Jan-Eric Peters. Im Presseinterview schwärmt er von der komfortablen Lage, „wie von einem Buffet die allerbesten Geschichten aus buchstäblich Tausenden Quellen auswählen zu können“. Angeblich fischen die 50 Redakteure unter Peters’ Leitung aus „europaweit mehr als dreieinhalbtausend Quellen“ täglich „die allerbesten Geschichten“ heraus.

Zensieren möchte Upday nicht, aber „verzerrende“ Medien wie die JF sind nicht dabei.

Der Chefredakteur erklärt: „Wir integrieren alles, was für einen Nutzer von Interesse sein könnte und zugleich einen journalistischen Qualitätsanspruch erfüllt.“ Die „Top-News“ seien „von ausgebildeten Redakteuren kuratiert“ und zwar „unabhängig von irgendeinem Algorithmus“. Peters freut sich, „wie relevant wir für viele Redaktionen geworden sind“.

Welche Themen zu „Top-News“ werden und zu welchen Quellen verlinkt wird, ist allein die Entscheidung der Redaktion, sagt Peters. Seine Maxime: „Wir legen alles ins Regal, wollen nicht zensieren.“ Äh, oder nur ein kleines bißchen: „Quellen, die Nachrichten bewußt verzerren oder sogar Fake-News verbreiten“, werden ausgeschlossen. Dazu habe man „extra ein Content-Quality-Team aufgebaut“.

Zu den Parias zählt beispielsweise RT Deutsch, laut Anmerkung des Interview-Mediums t3n.de ein „russischer Propagandasender“. Hat man eigentlich je gehört, daß Atlantikbrücken-Medienkonzerne wie Springer oder Bertelsmann als „US-Propagandasender“ betitelt werden? Und die JF, fragt t3n.de? Antwort Peters: „JUNGE FREIHEIT, müßte ich checken – nein, ist nicht dabei.“ So also sieht Nicht-Zensur heutzutage aus.