© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/18 / 28. September 2018

Pretoria Paroli bieten
Eswatini: Im vormaligen Königreich Swasiland regiert Monarch Mswati III. nach seinen Vorstellungen
Josef Hämmerling

Es war ein deutlicher Fingerzeig in Richtung Pretoria und des regierenden ANC und dessen Landreform ohne Kompensation. Anfang August hatte der König der Swasi, Mswati III. eine Delegation verschiedener Gruppen der Afrikanischen Gemeinschaft (Afrikanergemeenskap) unter der Leitung von Werner Weber, dem Chef der Freedom Front Plus (FF Plus) in der südafrikanischen Provinz Mpumalanga (bis 1995 Eastern Transvaal), empfangen. Der Monarch bestätigte dabei den zudem anwesenden Louis Meintjies (Präsident des Bauernverbandes TAU-SA) und Jan Bosman (Afrikanerbond), daß der Boden in der Provinz nordöstlich des Königreichs Swasiland nicht „rechtswidrig gestohlen“ sei. Im Gegenteil hätten die Buren das Land legal vom damaligen Swasi-König erhalten, um unter anderem Viehhandel zu betreiben. 

Ziel der Gespräche, so eine Mitteilung der FF Plus, sei es gewesen, der ANC-Regierung zu zeigen, daß die Buren das Land durch historische Vereinbarungen mit den Swasis legal erhalten haben. Die Botschaft an den ANC laute nun deutlich: „Es ist ein bösartiger Mythos, daß das ganze Land in Südafrika von Schwarzen gestohlen ist.“

Überhaupt, so ein Bericht des südafrikanischen Sunday Observer, gebe es in Swasiland immer wieder offizielle Stimmen, die in Anbetracht der Landreform dem ANC Paroli bieten. So habe Swasiland bereits ein Border Determination Special Committee (BDSC) ins Leben gerufen, das den König bei Verhandlungen mit Pretoria über die Rückgabe von Land, das von swasiländischen Menschen besetzt ist, unterstützen soll. Laut Sunday Observer präsentierte das Special Committee bereits eine alte Karte von Swasiland, die Südafrikas Hauptstadt Pretoria sowie größere Teile der Provinzen Gauteng, Limpopo und KwaZulu-Natal zur Swasi-Nation zählt.

Swasiland, oder wie es neuerdings heißt: Eswatini, ist eine der letzten  absolutistisch regierten Monarchien auf dem schwarzen Kontinent ist. Kein Gesetz und keine Verordnung kann in Kraft treten, wenn der Monarch sein Veto einlegt. Ein Report des „United Kingdom Foreign and Commonwealth Office“ kommt zu dem Ergebnis, daß das politische System Swasilands der Hauptgrund ist, daß ausländische Investitionen ausbleiben. So gebe es zum Beispiel keine klar dokumentierten Landrechte, was sich speziell auf die Landwirtschaft negativ auswirke. Auch die Unterdrückung politischer Opposition belaste das Verhältnis zum Ausland.

Proteste werden brutal niedergeschlagen

Der 50jährige Mswati III. wurde von 1983 bis 1986 an englischen Hochschulen ausgebildet, ehe er am 25. April 1986 nach einem geheimen Inthronisierungsritual zum König des Swasivolkes ernannt wurde. Er ist damit der 25. Herrscher des Dlamini-Clans. Da seit 1973 alle politischen Parteien verboten sind, regiert der Monarch per Dekret. 

Seit dem 5. Juni 2002 ist jegliche politische Betätigung in einer Partei bei Androhung einer bis zu 20jährigen Haftstrafe untersagt. Zum 50. Jahrestag der Unabhängigkeit von Großbritannien nannte Mswati Swasiland in Eswatini um, was „Land der Swasi“ bedeutet. Offizieller Name ist allerdings „Königreich von Eswatini“; Mswati jedoch bezeichnet es als „königliche Demokratie“.

Eswatini gilt als eines der ärmsten Länder der Welt. Einer vor wenigen Jahren durchgeführten Erhebung zufolge lebt die Mehrheit der 1,4 Millionen Einwohner unterhalb der Armutsgrenze, die bei einem Einkommen von weniger als einem US-Dollar pro Tag liegt. Zudem ist die Aids-Rate mit 39 Prozent die höchste der Welt. Nicht zuletzt deswegen lag die Lebenserwartung 2015 bei nur 51 Jahren und war damit die niedrigste auf der Welt. 

2011 konnte der Staatsbankrott nur mit einem 250-Millionen-Euro-Kredit Südafrikas abgewendet werden. Südafrika ist der wichtigste Handelspartner Eswatinis. Damals kam es im ganzen Land auch zu den bislang größten Kundgebungen, bei denen der Rücktritt des Monarchen gefordert wurde. Dieser ließ die Proteste mit brutaler Polizeigewalt niederschlagen. 

Hauptkritikpunkt an Mswati ist sein verschwenderischer Lebensstil. Während sein Volk hungert, ließ er alleine bis 2005 zehn Paläste für seine Ehefrauen bauen. Stand 2017 hat er 14 Ehefrauen und mindestens 30 Kinder. Während Mswatis Frauen  BMWs zur Verfügung haben und teure Einkaufsreisen ins Ausland unternehmen, fährt der König selber Luxusautos von Mercedes-Benz und Maybach. 

Doch scheiterte der Kauf eines 51 Millionen US-Dollar teuren Jets, nachdem es zu internationalen Protesten kam und die Europäische Union mit der Einstellung der Entwicklungshilfe gedroht hatte. Der Jet hätte damals einem Viertel des Haushalts des Landes entsprochen. Forbes schätzte das Privatvermögen Mswatis  2015 auf mindestens 50 Millionen US-Dollar.

Um die Wirtschaft des Landes wenigstens etwas konkurrenzfähiger zu machen, beglückt Südafrika das Nachbarland mit einem großen Pipeline-Projekt. Die 36 Meter langen Rohre mit einem Durchmesser von drei Metern sind Teil einer chemischen Anlage, in der aus Zuckerrohr Alkohol gewonnen werden soll. Dies ist das Hauptexportprodukt des Königreichs.