© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/18 / 28. September 2018

CD-Kritik: U.D.O. – Steelfactory
Die russische Karte
Jörg Fischer

Als sich Udo Jürgens 1977 mit „Mit 66 Jahren ist noch lang noch nicht Schluß“ durch die Hitparaden sang, da konnte sich Udo Dirkschneider sicher nicht vorstellen, daß er mit 66 immer noch begeistern kann. Mit seiner unvergleichlichen Reibeisenstimme und Klassikern wie „Neon Nights“ oder „Princess of the Dawn“ sang er sich vor 36 Jahren in die Metal-Geschichte. Seine Band Accept verfolgt nach zwei kurzen Wiedervereinigungen mit dem 64jährigen Amerikaner Mark Tornillo längst eigene Metalpfade (JF 35/17). Dirkschneider hat sich nach zwölf U.D.O.-Studioalben nach Osten gewandt – und der 34jährige russische Gitarrist Andrej Smirnow hat den Ruhrpott-Metaller verjüngt. Zu erleben etwa auf der phänomenalen Live-DVD „Navy Metal Night“, 2014 zusammen mit dem Marinemusikkorps Nordsee aufgenommen.

Auf dem neuesten Werk „Steelfactory“ sitzt nun sogar sein 24jähriger Sohn Sven hinterm Schlagzeug. Die 68 Minuten sind 15mal Teutonen-Metal in Bestform – ohne jedweden Aussetzer. Der Einsteiger „Tongue Reaper“, die als Video verfügbaren Kracher „One Heart One Soul“ und „Rising High“, das pfeilschnelle „Eraser“ oder die Ballade „The Way“ wären auch auf den Accept-Klassikern „Balls to the Wall“ (1983) und „Metal Heart“ (1985) eine Zierde gewesen. Nur eine Hymne wie „Trainride in Russia“ (2004) fehlt leider.

U.D.O. Steelfactory AFM Records 2018 www.udo-online.de