Ein Linienbus nach Schloß Moritzburg soll ab Bahnhof Neustadt fahren. Aber wo? Der Mann vom Informationsschalter schickt uns zu einer Haltestelle, an der bereits eine fünfzehnköpfige Wandergruppe ungeduldig wartet.

„Ist das die Station vom 326er?“ fragen wir unsicher. „Ja, aber der ist schon seit einer Viertelstunde überfällig.“ Etliche Busse fahren vorbei, endlich hält einer. Der Fahrer, dunkelhäutig und mürrisch, studiert genauestens die Tickets aller Fahrgäste. Nach einem ruckartigen Start erreicht das Gefährt im Handumdrehen eine ziemlich hohe Geschwindigkeit, die der Fahrer auch nicht in der 30er- Zone verringert. Urplötzlich tritt er in die Eisen, die Hauptstraße ist nämlich halbseitig gesperrt. Anfänglich folgt er dem Umleitungsschild, das am Kreisverkehr steht, aber weitere ignoriert er. Die einheimischen Fahrgäste sind etwas irritiert, lassen sich aber nicht aus der Ruhe bringen.

Ein Ortskundiger erbarmt sich und gibt dem überforderten Fahrer präzise Anweisungen

Zum zweiten Mal geht es jetzt am beflaggten Konsum vorbei, dann ist vor dem Turm in einer Sackgasse Schluß. Jetzt wundert sich auch die Wandergruppe. „Vielleicht ist das neuerdings ein Haltepunkt für Dorfbewohner“, ist zu hören. Aber niemand steigt zu. Der Hamilton-Verschnitt wendet nun hektisch, die nächste Ausfahrt, ein schnöder Feldweg, ist seine. Mit hohem Tempo produziert er eine riesige Staubwolke. Endlich ist es geschafft, und der  Wirtschaftsweg eines Waldes beginnt. Langsam wird die Gemeinde unruhig. „Ist das hier eine Geiselnahme?“ fragen die Ängstlichen und „Sind wir hier bei ‘Verstehen Sie Spaß?’“ die Abenteuerlustigen. 

Ein Ortskundiger erbarmt sich und setzt sich in die erste Reihe. Nach seinen präzisen Anweisungen erreichen wir tatsächlich Moritzburg mit 30minütiger Verspätung. Als sich der Reiseleiter der Wandergruppe lächelnd für die eindrucksvolle Panoramafahrt bedankt, erntet er bitterböse Blicke. 

Übrigens – die Dresdener Verkehrsbetriebe suchen dringend Personal!