© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/18 / 12. Oktober 2018

Prüderie der Woche
Bitte schön bedeckt halten
Christian Vollradt


Damit in dieser schönen Stadt das Laster keine Chance hat“, lautet eine Zeile im berühmten Neue-Deutsche-Welle-Hit „Skandal im Sperrbezirk“ der Spider Murphy Gang. Anfang der achtziger Jahre machten sich die bayerischen Rock ’n’ Roller damit über die gerade verschärften Regelungen gegen Prostitution, Peepshows und ähnlich zwielichtige Etablissements in München lustig, die der seinerzeitige christsoziale Kreisverwaltungsreferent namens Peter Gauweiler erlassen hatte. Heute würden die freistaatlichen Lästermäuler den Stoff für ihr satirisches Stück eher in der Neo-Prüderie von links finden. So hat jüngst der Stadtrat der bayerischen Hauptstadt auf Antrag von Grünen und der Rosa Liste beschlossen, daß künftig auf städtischen Anzeigeflächen jegliche Werbung verboten ist, die „die sexuelle Attraktivität der Frau ohne Sachzusammenhang“ zeige oder die Frauen „demütigt oder lächerlich macht“. Plakate und Werbespots, die gegen diese Auflage verstoßen oder offen frauenfeindlich seien, sollen von den Stadtwerken künftig abgelehnt werden, berichtete der Münchner Merkur. Vor rund zwei Jahren hatte ein 114 Quadratmeter großes Poster eines Models in Bademode auf dem Marienplatz wegen zuviel nackter Haut für Streit gesorgt.