© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/18 / 12. Oktober 2018

Umwelt
Der Tresor fürs Saatgut
Volker König

Wenn man als Tourist auf dem Flughafen von Longyearbyen, dem Hauptort des norwegischen Archipels Spitzbergen, ankommt, erinnert die Kulisse ein wenig an die Szenerie von James-Bond-Filmen. Oberhalb des Flughafens befindet sich das „Svalbard globale frøhvelv“, ein wuchtiger Tunnelschacht in den grauen Platåberget-Felsen: das weltweit größte Lager zur langfristigen Einlagerung von Saatgut. In diesem „Saatguttresor“ des Welttreuhandfonds für Pflanzenvielfalt (Global Crop Diversity Trust/GCDT) wird aufbewahrt, was anderswo der ökologisch blinde homo sapiens als Elefant im Porzellanladen zerstört. Die Lagerhallen, 130 Meter über dem Meerespiegel, von mehreren Toren gesichert, bewahren das genetische Erbe von Apfel, Maniok, Weizen, Gerste oder Kokosnuß. Bei 18 Grad minus wird alles dauerkonserviert.

Kostbarkeiten, die für das Überleben des Menschen lebensnotwendig sind

Die Saatgutbank auf Spitzbergen entstand auf Initiative von Norwegen, Schweden, Dänemark, Island und Finnland. Ihr zehnjähriges Bestehen nutzte der norwegische Agrarminister Jon Georg Dale denn auch, um zu betonen, daß hier, an diesem tiefen Schacht im Fels Spitzbergens, Kostbarkeiten, die für das Überleben des Menschen lebensnotwendig sind, untergebracht wurden. Und es gibt einen Bezug zur aktuellen Politik: Schon 2015 hatte Syrien von dort Saatgut zurückgeholt, um es für einen möglichen Frieden in der Heimat wieder nutzen zu können. Vieleicht wird die Terrorphase des IS in dem Land ebenso nur eine schreckliche Etappe in der Geschichte sein wie das Leugnen ökologischer Krisen. Der Besucher dieses eisigen, einsamen Lagerortes hatte das brillante Reisebuch „Von Spitzbergen nach Franz-Josef-Land – Am kalten Rand der Erde“ von Ulrich Schacht und Jügen Ritter dabei. Es sei allen öko-konservativen Lesern zur Lektüre empfohlen.

Svalbard Global Seed Vault: www.seedvault.no