© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/18 / 19. Oktober 2018

Deutschland bleibt bei den Strompreisen weiter Europameister
Die Abzocke geht weiter
Jörg Fischer

Laut Umfragen ist die Fortsetzung von Schwarz-Grün in Hessen unsicher. Da kommt diese Meldung vor der Landtagswahl gerade noch rechtzeitig: „Im kommenden Jahr beträgt die Umlage zur Deckung der Kosten des nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vergüteten Stroms 6,405 Cent pro Kilowattstunde. Sie sinkt damit um knapp sechs Prozent“, verkündete die Bundesnetzagentur. Zudem rechneten die Übertragungsnetzbetreiber mit einem bundesweiten, sechs Gigawatt starken Zubau von Wind-, Solar- und Biogasanlagen – das entspräche theoretisch drei Atom- oder fünf Kohlekraftwerken. 

Das klingt, als sei Angela Merkels grüne Energiewende zu schaffen. Doch ein Blick auf die Details zeigt  das Gegenteil: Wind- und Solarstrom sind kein gleichwertiger Ersatz für konventionelle Kraftwerke – bei Flaute, Dunkelheit und Bewölkung müssen teure Gas- oder Kohlekraftwerke einspringen. Und Deutschland bleibt bei den Verbraucherstrompreisen mit etwa 30 Cent pro Kilowattstunde laut Eurostat weiter Europameister, denn nicht nur die EEG-Umlage wird auf die zudem steigenden Börsenstrompreise zwangsweise draufgeschlagen – Steuer, Abgaben und Umlagen summieren sich insgesamt auf etwa 55 Prozent des Verbraucherpreises.

Und die Bundesnetzagentur verschweigt in ihrer Pressemitteilung auch, daß beispielsweise die Stromnetzbetreiber 50Hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW die bisherige Offshore-Haftungsumlage von 0,037 Cent auf 0,416 Cent erhöhen. Der nun Offshore-Netzumlage genannte Preisaufschlag beträgt also 0,379 Cent – das liegt nur knapp unter der 0,387-Cent-Einsparung bei der EEG-Umlage. Das mag nach Pfennigfuchserei klingen, aber seit Angela Merkels Amtsantritt 2005 haben die Strompreise um etwa zwei Drittel zugelegt. Strompreise um zehn Cent gibt es in der EU nur noch im armen Bulgarien – das damit auf dem Preisniveau der USA liegt. Warum? Donald Trumps Untertanen sind von teuren Energiewendeabgaben weitgehend befreit.