© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/18 / 19. Oktober 2018

Leserbriefe

Zu: „Angst vor dem Diskurs“ von Matthias Matussek, JF 42/18

Miteinander reden

„Wir müssen reden“: Unter diesem Motto habe ich kürzlich eine Veranstaltung mit Franziska Schreiber („Inside AfD“) in Oldenburg gemacht. Mitte November folgt Petra Paulsen („Deutschland außer Rand und Band“) in Loxstedt-Stotel bei Bremerhaven. „Wir müssen reden“ steht für eine offene Streitkultur, für freien, unzensierten Diskurs mit Autoren aus unterschiedlicher politischer Richtung, auch mit gegensätzlichen politischen Meinungen. Die erste Veranstaltung hat mit circa 50 Teilnehmern und einer intensiven Diskussion Mut gemacht. Selbstverständlich lade ich auch Ihren Gastautor Matussek („White Rabbit“) zum Diskurs ein. Denn die Macht und der Machtmißbrauch der Presse (nicht  Lügen-, aber „Lückenpresse“) verlangt nach einer Gasse der Freiheit. „Solange geredet wird, wird nicht geschossen“, hieß es mal im Kalten Krieg. Das muß auch heute gelten.

Bernd Vogel, Loxstedt 






Zu: „Die alte Dame und ich“ von Bernd Rademacher, JF 42/18

Wunderschöne Liebeserklärung

Vielen Dank für diese wunderschöne Liebeserklärung an einen alten Hund! Beim ersten Lesen mußte ich fast lachen. Wenn ich mir vorstelle, wie meine greise Mutter beim Spazierengehen meine pubertierenden Schüler anschnauzt! Nach dem zweiten Lesen war mir eher nach Weinen zumute: Denn während des Lesens war die Erinnerung ans Licht gekrochen: an die im Text erwähnten Putzaktionen, an die unzähligen Tierarztbesuche, an die oft gescheiterten Bemühungen, dem Hund die in Leckerbissen verpackten Pillen unterzujubeln, an die allerletzte Spritze. Nach dem Gassigehen ging es mir dann wieder gut. Der Benno und ich, wir haben uns dann noch einen kurzen, aber gemütlichen Couch-Abend gemacht. Denn wir müssen morgen wieder früh aufstehen, um vor der Schule noch eine Runde zu laufen.

Susanne Misera, Memmingen






Zu: „Die Reihen schließen“ von Kurt Zach, JF 41/18

Demokratieverständnis aus DDR

Es scheint mir kein Zufall, daß die hysterische Inszenierung des Kampfes „gegen Rechts“ zunehmend totalitäre Züge zeigt. Merkel hat ihr Demokratieverständnis in der DDR erworben, demokratischer Zentralismus genannt. Sie weiß recht gut, mit welchen Mitteln eine breite Front Gleichgesinnter aus dem Boden gestampft wird, wenn es gegen den „Klassenfeind“ geht. Abermals steht dieser rechts. 

Es ist kein Zufall, daß sich der Widerstand gegen die Politik Merkels viel stärker im Osten Deutschlands formiert. Wir als Ostdeutsche kennen die Methode, sie wurde offen besungen: „Die Partei, die Partei, die hat immer recht ...“ Wir waren 40 Jahre dem Druck ausgesetzt, uns einem Regime zu beugen, dessen jüngster Sproß jetzt deutsche Bundeskanzlerin ist. Die Diffamierung und Verunglimpfung des politischen Gegners war schon in der DDR ein bewährtes Mittel, wenn die eigenen Argumente nicht stichhaltig waren, die als „alternativlos“ behaupteten Lösungen nicht akzeptiert wurden und jede offene Diskussion wegen der vorhersehbaren Niederlage unter allen Umständen vermieden werden mußte. Ausgrenzung ist die Voraussetzung für die Durchsetzung eines Machtprinzips, das bereits im alten Rom erfolgreich war (Divide et impera). 

Maaßen ist der jüngste Präzedenzfall dafür, wie prominente, unangepaßte Künstler, Beamte, Journalisten oder Politiker kaltgestellt und mit Mitteln der Unterstellung und Verdrehung von Tatsachen in einer Weise diffamiert werden, die ins gesellschafltiche Aus führen. Mit dem „Kampf gegen Rechts“ wird das deutsche Volk bewußt gespalten, beispielhaft in der Hetze der Altparteien gegen den politischen Gegner in Gestalt der AfD. Dann ist jedes Mittel recht, wenn dadurch der Gegner als rassistisch gebrandmarkt werden kann.

Dr. Gunter Bechstein, Mönkebude




Sichtlich von der Angst getrieben

Der bundesrepublikanischen Vereinten Linken (Linke, Grüne, SPD, CDU/CSU und FDP) sind sichtlich getrieben von der Angst, ihre Deutungshoheit und Gesinnungsdiktatur langsam aber sicher an die AfD zu verlieren. Die hysterisch geifernde Wut und der Haß auf die Konkurrenz, der sie nichts Vernünftiges entgegenzusetzen haben, treibt sie in absurde und bornierte Aktionen. Dabei wird vergessen, daß die verleumderischen, demagogischen und würdelosen Anfechtungen auch gleichzeitig viele Millionen Bundesbürger mit verurteilt, beleidigt und sie zu Nazis und Rassisten macht! Diese Kampfbegriffe werden durch ihren inflationären Gebrauch trivialisiert und ad absurdum geführt. Diese politische Situation erinnert mich sehr an die letzten Äußerungen der kommunistischen Regime in Osteuropa.

Gotthard Schmidt, Böblingen




Flucht vor der Verantwortung

Politiker handeln prinzipiell ebenso eigennutzorientiert wie alle anderen Menschen auch. Es geht ihnen darum, ihre Macht und ihr Amt zu sichern und damit Einkommen und Ansehen. Die Aufgabe von Politikern sollte aber doch darin bestehen, widerstrebende Interessen zu harmonisieren, um das Leben der Menschen untereinander und miteinander zu ermöglichen. Nicht das Gegeneinander, sondern das Miteinander von Wissenschaft, Technik und Politik ist notwendig, um einen gesellschaftlichen Konsens zu erreichen. Das der Politik vorzuwerfende kurzfristige Denken kommt vor allem da zur Geltung, wo die zu treffenden Entscheidungen unangenehm werden.

Norbert Diekamp, Backnang






Zur Rubrik: Bild der Woche / „Vive la France“, JF 41/18

Kein Staatsbesuch

Ihre Bildunterschrift ist unzutreffend, denn Macron kann der Karibikinsel Saint-Martin (nördliche Hälfte) niemals einen „Staatsbesuch“ abgestattet haben, da es sich um ein französisches Überseegebiet handelt. Anders wäre es gewesen, hätte Frankreichs Präsident die Südhälfte offiziell besucht, denn dieses Territorium ist ein „Land“ innerhalb des Königreiches der Niederlande: Sint Maarten mit der Hauptstadt Philipsburg.

Henry Oudendyk, Kranenburg






Zu: „Entlassung eines Unbequemen“ von Peter Möller, JF 41/18

Knabe ist wieder einzusetzen!

Hiermit wende ich mich als Mitglied des VOS, Referent für Führungen, als ehemaliger politischer Gefangener der Stasi und zuletzt als Hauptsachgebietsleiter der Obersten Bauaufsicht der Senatsbauverwaltung an die interessierte oder betroffene Öffentlichkeit. 

Infolge meiner Tätigkeit im Senat habe ich die bauaufsichtliche Genehmigung zur sogenannten Nutzungsänderung des Staatssicherheitsgefängnisses Hohenschönhausen zur Gedenkstätte erteilt. Durch mein frühes Eingreifen (1990) blieben das Hauptgebäude und die anderen baulichen Anlagen (sogenannte „Tigerkäfige“), Fahrzeuge (Transportwagen der Post, sogenannter „Grotewohl-Expreß“), die Krankenabteilung usw. erhalten. Denn schon der damalige Kultursenator Thomas Flierl (Linke) wollte diese Gebäude verfallen lassen, indem er keine Repararturen mehr ausführen lassen wollte. Dies hatte ich der Öffentlichkeit mitgeteilt und damit die Zerstörung verhindert. Flierl wurde danach abgesetzt. 

Hubertus Knabe hat mich (und ich ihn) bei der Einrichtung der Gedenkstätte voll unterstützt. Aufgrund seiner hervorragenden Kenntnisse und Qualifikation wurde die Gedenkstätte schnell im In- und Ausland bekannt (so in Skandinavien), besonders bei Abiturienten und Studenten. Es gab schon damals Störversuche der Linken, vermutlich ehemaliger Stasi- und SED-Leute, in Form unsachlicher, hetzerischer Rufe und Zwischenreden bei Führungen und Vorträgen. Knabes intensive, umfangreiche Publikationstätigkeit, darunter mehrere Bücher (etwa „Die Täter sind unter uns“) führte zu regelrechten Haßtiraden nicht nur gegen den Autor, sondern auch alle anderen ehemaligen politischen Gefangenen. 

Deshalb erklärt sich das Vorgehen von Kultursenator Klaus Lederer (Linke) gegen den überzeugten Demokraten Knabe nur als später Rachefeldzug des kommunistischen Mobs. Die circa 100 Millionen Mordopfer des Weltkommunismus dürfen niemals vergessen werden! Hubertus Knabe ist sofort wieder einzusetzen!

Eberhard Kaduk, Berlin




Schmierentheater ohnegleichen

Die Entlassung von Hubertus Knabe, dem Leiter der Berliner Stasi-Gedenkststätte Hohenschönhausen, ist ein Schmierentheater ohnegleichen. Wenn das Parlament diese Personalentscheidung mitträgt, kann die demokratische Bundesrepublik einpacken. Es ist höchste Zeit, daß sich die Westdeutschen solidarisch an die Seite der Opfer des SED-Unrechtsregimes stellen.

Marieluise Fieger-Besdziek, Freiburg






Zu: „Kinder müssen draußen bleiben“ von Verena Rosenkranz, JF 41/18

Nachvollziehbare Reaktion

Auch wenn das Verbot von Kindern unter 14 Jahren in dem Speiselokal Binz auf Rügen fast kinderfeindlich und unmoralisch erscheint, ist es nachvollziehbar. Wer wie ich selbst zwei Kinder mit großgezogen hat, zwischenzeitlich selbst Großvater ist und fast jeden Tag erleben muß, wie Kinder (oft auch Jugendliche) schlecht erzogen und richtige Tyrannen sein können, und mit ansehen muß, wie insbesondere jüngere Mütter völlig desinteressert an ihrem im Kindersitz oder nebenher laufenden Kleinkind sich verhalten, könnte gelegentlich aus der Haut fahren. Im Supermarkt dürfen die lieben Kleinen aus Kühlregalen Produkte entnehmen und fünf Meter weiter irgendwo abstellen. Durch ihre Handy-Nutzung auch im Laden, selbst noch beim Bezahlen an der Kasse, bemerkt die Mutter das meist nicht. Unverschämter geht es nicht mehr. Im Café quengelt der Kleine im Kinderwagen, ohne daß dies die Mutter stört, denn auch hier ist das Handy wichtiger. Sich mit dem Kind beschäftigen oder gar mit ihm zu sprechen, ist selten der Fall. Daß solche Kinder Defizite haben und kaum erzogen sind, liegt an den Eltern (oder Müttern). Wenn dann Gastwirte restriktiv reagieren, ist dies nachvollziehbar. Solche Eltern schaffen es auch nicht, ihre Kinder wenigstens beim Essen am Tisch einigermaßen ruhig zu halten. Dabei ginge dies auch, ohne autoritär zu werden und zu schreien. Leider müssen als Resultat dann auch Eltern ordentlich erzogener Kinder unter einem solchen Verbot leiden. Es ist wie bei jedem Gesetz: Gemeint sind die Rüpel und Unbelehrbaren, treffen tut es alle.

Werner Christ, Überlingen






Zum Schwerpunktthema: „Der Besuch des Sultans“, JF 40/18

Unheimliche Heimat

Provokant war nicht erst der Staatsbesuch Erdogans. Als 74jähriger erlebten ich und ein Dutzend weiterer auf den Bus Wartende bereits im Frühsommer einen Albtraum, den ich hierzulande nicht für möglich gehalten hätte. Am 05. Mai 2018 gegen 19.40 Uhr ereignete sich am Busbahnhof Klosterstraße / Rathaus Spandau folgender Vorfall: Auf der mehrspurigen Sraße (inklusive Busspuren) kamen etwa 15 Luxuslimousinene und Sportwagen angerast, die urplötzlich direkt in Höhe Rathaus stoppten und dann alle Spuren durch Kreuz- und Querfahren versperrten und dabei mit lautem Motorengeräusch auf sich aufmerksam machten. Dann stiegen deren Fahrer aus, Männer ausländischer Herkunft im feinsten Zwirn (Anzug, Krawatte usw.), und liefen mehrere Minuten geifernd die Straße hin und her. Als sich nach circa zehn Minuten ein Polizeiwagen mit zwei Mann Besatzung näherte, sprang alles in die Wagen, es heulten nochmals die Motoren auf, und die Pkw-Kolonne entfernte sich mit quietschenden Reifen. Die Kommentare Dutzender Deutscher möchte ich hier nicht wiedergeben. Bedenklich war für mich aber das Bild der deutschen Jugendlichen, die im Gegensatz zu der älteren Generation schweigsam blieben. Ich weiß wirklich nicht mehr, in was für einem Land ich lebe.

Rolf Fitzner, Berlin






Zu: „‘Mich kann das nicht überzeugen’“, im Gespräch mit Edzard Schmidt-Jortzig, JF 40/18

Es müssen alle ins Boot

Zur Festigung der EU hat der Schutz der Außengrenzen Priorität. Um alle Staaten ins Boot zu bekommen, muß die Staatengemeinschaft zur Migrationssteuerung, vor allem in den Ländern mit Außengrenzen, durch eine internationale Prüfbesetzung das Hoheitsrecht bekommen: Die Länder treten zur Einrichtung von Kontroll- und Prüfzentren ein geschlossenes Territorium durch einen widerrufbaren Pachtvertrag an die EU-Staatengemeinschaft ab, die hier das Einwanderungs-Hoheitsrecht erhält. Alle illegal Eingewanderten werden ausschließlich in diese Zentren überführt und dort registriert, wo sie auch bis zur (Asylantrags-)Entscheidung verbleiben. Bei Ablehnung der jeweiligen Zielländer erfolgt von dort die Rückführung in ihr Herkunftsland. Das wirkte auf die Nicht-Asylberechtigten als Abschreckung, so daß sie sich nicht mehr auf den (Schlepper-)Weg begeben.

Rochus Kömig, Dortmund






Zur Meldung: „Verbot von ‘Lesen durch Schreiben’ gefordert“, JF 39/18

Einheitsfront von Reformern

Unsere drei Kinder (heute 26, 25, 22) wurden in den neunziger Jahren Opfer der Methode „Lesen durch Schreiben“. Als Nicht-Muttersprachlerin, aber Germanistin, erkannte ich bald die Schädlichkeit der Methode. Alle Versuche, sie zu hinterfragen, blieben ergebnislos. In der Grundschule bestand eine Einheitsfront aus Reformern (bis auf wenige Ausnahmen). In den weiterführenden Schulen mußten die Kinder zusehen, wie ihre Leistungen wegen der Orthographie in der Benotung immer wieder gemindert wurden. Für mich war diese Zeit ein Albtraum, den ich keinen Eltern wünsche. Eine schwere Verantwortung trägt die damalige Leiterin der Grundschule in Annweiler, die diese Methode sogar forcierte.

Christine Bergdoll, Annweiler