© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/18 / 26. Oktober 2018

Aufgeschnappt
Insolvenz mit Toleranz
Matthias Bäkermann

Die glorreichen Zeiten beim Chemnitzer Fußballclub sind lange vorbei. Im Wendejahr 1990 als FC Karl-Marx-Stadt noch DDR-Vizemeister, ging es rasch hinunter in die 2. Bundesliga. Dort konnte in den neunziger Jahren der spätere DFB-Star Michael Ballack am Fuße des Erzgebirges noch sein Debüt als Profi geben, bevor es mit den Sachsen Stück für Stück weiter bergab ging. Zuletzt dümpelte der auch finanziell angeschlagene CFC im Mittelfeld der 3. Liga herum. Nachdem der Verein am 10. April 2018 schließlich die Insolvenz bekanntgeben mußte, erfolgte der Zwangsabstieg in die Niederungen des Amateurfußballs. Seitdem kämpft Insolvenzverwalter Klaus Siemon um die Existenz des Clubs.

Als Hilfsmittel soll nun dafür Staatsknete mobilisiert werden. In einem Schreiben an den Chemnitzer Stadtrat, aus dem vorigen Montag die Freie Presse zitierte, macht der findige Jurist Siemon mit einem politischen Masterplan den Stadtvätern die Unterstützung „für das wirtschaftliche Überleben“ schmackhaft. So soll der wegen seiner rechten Hooliganszene berüchtigte CFC künftig zu einem „Bollwerk gegen den Rechtsradikalismus“ werden. Als wegweisendes Zeichen will Siemon den Namen des stadteigenen Stadions in „Arena für Weltoffenheit, Toleranz und Fairneß“ umbenennen lassen.