© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/18 / 26. Oktober 2018

CD-Kritik: William Fitzsimmons
Therapiecouch
Martin Gerhard

Das Cover seines neuen Albums, in dem das düstere Porträt des amerikanischen Liedermachers William Fitzsimmons vor einem schwarzen Hintergrund verschwimmt, deutet schon an, was den Zuhörer erwartet. Und entsprechend traurig fallen auch die zehn Songs auf „Mission Bell“ aus. Fitzsimmons erzählt mit sanft-zerbrechlicher Stimme von den persönlichen Schicksalsschlägen, die ihm zuletzt widerfahren sind. Eine an Untreue zerbrochene Beziehung – seine Ehefrau betrog ihn mit einem Mitglied seiner Band – versetzte ihn in eine tiefe Lebenskrise, die der studierte Psychologe offenbar mit der Produktion von „Mission Bell“ als eine Form der Selbsttherapie überwunden hat. Die Texte reflektieren den Trennungsschmerz aus einer unwiderruflich zerrütteten Liebe, die Sorge um die gemeinsamen Kinder und den Zweifel über die Vergangenheit. Und doch ist es nicht Schwermut, die den Zuhörer überkommt, sondern eine durch die von elektronischen Klängen untermalten Gitarrenmelodien vermittelte meditative Stimmung.

„Mission Bell“ ist das achte Album, das William Fitzsimmons seit 2005 herausgebracht hat. Und trotz der darin enthaltenen Traurigkeit ist es das Werk, auf das der Künstler am meisten Stolz empfindet. Bei all dem Schmerz, den er darin erfolgreich aufgearbeitet hat, ist das durchaus nachzuempfinden.

William Fitzsimmons Mission Bell Grönland Records  2018 http://williamfitzsimmons.com www.groenland.com