© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/18 / 26. Oktober 2018

„Ich habe immer nur das Schöne gemalt“
Ausstellung in Neumünster: Heinrich Basedow, der große Einzelgänger in der Malerei des 20. Jahrhunderts
Wulf-H. Möller

Die offizielle Kunstwelt hat, unabhängig von der jeweiligen politischen Richtung, meine Bilder nie anerkannt“, schrieb Heinrich Basedow der Jüngere in seinen 1973 erschienenen Lebenserinnerungen. „Besonders nach 1945 beschäftigte man sich ausschließlich mit Expressionisten und Avantgardisten, und so wurde ich verächtlich abgetan.“ Basedow hingegen hielt es seit seinen Studientagen eher mit den alten Meistern und deren Maltechniken. Davon kündet jetzt eine Ausstellung der Gerisch-Stiftung in Neumünster. Sie zeigt etwa 50 Gemälde und zwei Dutzend Zeichnungen Basedows. 

Der 1896 geborene Basedow wuchs in großbürgerlichen Verhältnissen auf, anfangs im Berliner Tiergartenviertel, seit 1902 in Potsdam. Sein Vater war ein bekannter Maler, der mit großformatigen Landschaftsbildern im impressionistischen Stil der Zeit um die Jahrhundertwende viel Erfolg hatte. Das Vermögen der Familie stammte aus dem Kreis Hamburger Kaufleute und Reeder, ererbt von seinem Vater, der als Wein-Importeuer nach Berlin gegangen war. Heinrich Basedows d. J. Mutter, Sophia Maria, geborene Pries, war die Tochter eines einfachen Schäfers aus Ascheberg in Holstein. 

„Unsere Erziehung war streng, wie sie im Wilhelminischen Kaiserreich und in der Gesellschaftsschicht des Patriziats als standesgemäß erachtet wurde. Disziplin, Pflichterfüllung, humanistische Bildung waren die Säulen, indessen mangelte es wohl doch an emotionaler Nestwärme nach dem Tod der leiblichen Mutter. Zuwendung kam dann meistens nur noch von den Kindermädchen“, so Heinrich Basedow in seinen Lebenserinnerungen.

Bis 1915 besuchte er das Königliche Victoria-Gymnasium in Potsdam. Danach nahm er ein Studium an der Sächsischen Hochschule für Bildende Kunst in Weimar auf, das er nach seinem Kriegsdienst in der Marine fortsetzte als einer der ersten Schüler an dem neugegründeten Staatlichen Bauhaus Weimar mit Besuchen der Vorkurse bei Lyonel Feininger, Gerhard Marcks und Johannes Itten.  

Mit dem Buch des Malers Max Doerner „Malmeterial und seine Verwendung im Bild“ wurde ihm 1921 eine Anleitung in die Hand gegeben, die Techniken Dürers oder Cranachs nachzuvollziehen. Von den Arbeiten Heinrich Basedows aus der Zeit während des Studiums an der Universität ist kaum etwas erhalten geblieben,  erste aquarellierte Zeichnungen seiner neuen Heimat Schleswig-Holstein, genauer seiner neuen Umgebung Kiel-Kroog zwischen Rönne und Preetz, entstanden im Sommer 1945.

Sie zeigen ihn als naturalistischen Zeichner, als genauen Beobachter; Blätter, Bäume und Pflanzen, Landschaften und Porträts faszinierten ihn. Am Anfang jedes Gemäldes – mit Ausnahme von Porträts – entstehen kleine Bleistiftskizzen. Basedows Bilder präsentieren eine wunderbare Welt aus Natur und Phantasie. Beispielhaft dafür steht das Bild „Eule im Wald“ von 1954, das wie alle seine Werke in Tempera und Öl auf Holz gemalt ist. Die Farben entfalten einen „eigenartigen Zauber und metallischen Glanz“, so die Kuratorin der Ausstellung Bärbel Manitz. 

Die Ausstellung „Heinrich Basedow d. J. – Der große Einzelgänger in der Malerei des 20. Jahrhunderts“ ist bis zum 22. Dezember in der Herbert-Gerisch-Stiftung, Brachenfelder Straße 69, in Neumünster, täglich außer montags und dienstags von 11 bis 18 Uhr zu sehen. Telefon: 0 43 21 / 555 120

Der Katalog (Wachholtz-Verlag) mit 177 Seiten kostet 28 Euro.

 www.gerisch-stiftung.de