© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/18 / 09. November 2018

Lesereinspruch

Schlechte Conclusio

Zu: „Das Recht war schon da“ von David Dürr (JF 45/18)

Der Autor betrachtet das Gewaltmonopol des Staates ungewohnt, interessant und kritisch. Als Alternative deutet er an, mehr der gesellschaftlichen Evolution eines quasi natürlichen Umgangs mit dem Rechtsempfinden der Menschen zu vertrauen, statt dieses dem staatlichen Gewaltmonopol anzuvertrauen. Aber hat diese gesellschaftliche Evolution nicht im Laufe von Jahrhunderten und Jahrtausenden zu der Entwicklung unseres heutigen Rechtssystems geführt? Ist dieses nicht – trotz der im Aufsatz genannten gravierenden Schattenseiten – im Alltag von Vorteil und häufig doch das kleinere Übel im Vergleich zu einem Leben, in dem das Recht des Stärkeren herrscht? Die technisch-kulturelle Entwicklung der Gesellschaften wäre ohne Entwicklungen wie staatlich garantierte Rechte nicht möglich gewesen. Die beklagte Negativbilanz der Nachrichten aus aller Welt ist Ausdruck der moralischen und spirituellen Schwäche der Menschen. Wir brauchen keine Neuerfindung gesellschaftlicher Regeln. Es bedarf vielmehr der moralischen und spirituellen Läuterung der Menschen, um unsere Zivilisation zu verbessern.

Andreas Schiebe, Bad Neustadt