© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/18 / 09. November 2018

Alexandria Ocasio-Cortez. Die Demokratin ist neue Hoffnungsträgerin der US-Linken
Liebling der Medien
Boris T. Kaiser

Alexandria Ocasio-Cortez ist alles, was den Progressiven der US-Demokraten als Qualitätskriterium gilt: weiblich, jung, Latina und natürlich stramm links. Spätestens seit dem Sensationssieg im Juni gegen ihren innerparteilichen Rivalen Joseph Crowley bei den Vorwahlen zum Repräsentantenhaus in New York gilt das Politsternchen als neue „Championess“ der Partei im Polit-Ring. Daß ihre Aussagen oft wie die eines intellektuellen Fliegengewichts wirken, stört dabei nicht. Vielmehr ist es gerade ihr naiver linker Populismus, mit dem sich Amerikas Anti-Trump-Millennials identifizieren und der sie derzeit zum Liebling vieler US-Medien macht. 

Ihre ersten Jahre verbrachte die gebürtige New Yorkerin, deren Mutter aus Puerto Rico kommt, in der Bronx. Der Vater arbeitete sich aus einfachsten Verhältnissen zum Architekten hoch. Nicht schlecht für ein Land, in dem nach dem Mantra ihrer Partei in Sachen Chancengleichheit für Migranten so vieles im argen liegt. Ihre Geschichte ist die des amerikanischen Traums – der aber keiner sein soll. Jedenfalls nicht in dem Sinne, in dem ihn böse weiße Männer jahrhundertelang predigten.

Die Familie kaufte ein kleines Zwei-Zimmer-Haus im bessersituierten Yorktown, um es der heute 29jährigen zu ermöglichen, in einer weniger „vielfältigen“ Gegend auf eine bessere Schule zu gehen. Die Schüler waren mehrheitlich weiß, wie Ocasio-Cortez oft und gerne erzählt. Auch wenn sie zu bedauern scheint, daß ihr als Kind das nötige „Klassenbewußtsein“ fehlte, dies einzuordnen. Und trotz aller „sozialen Benachteiligungen“ schaffte sie es (dank Stipendien und Studienkredit) an die Universität Boston, wo sie Biochemie studierte, später aber zu den ideologiefreundlicheren Fächern Volkswirtschaft und Internationale Politik wechselte. Nebenbei „fand sie gerade noch Zeit“, den Sozialisten Bernie Sanders zu unterstützen, von dem sie die meisten ihrer politischen Positionen übernommen hat. Ihr politisches Ziel sei, die Probleme zu lösen, die sie aus der eigenen Familie, dem eigenen Viertel kennt. So die Geschichte, die sie wie eine Monstranz vor sich herträgt.

So richtig zündete die Karriere dieser amerikanischen Sawsan Chebli bei „Brand New Congress“, einer Kaderschmiede für ehemalige Sanders-Unterstützer, wo sie politisch geschult und ihr ein Medientraining verpaßt wurde. Es hat sich gelohnt. Die US-Linke verehrt Ocasio-Cortez, die im Kongreßwahlkampf  am moslemischen Fastenbrechen teilnahm und die enge Verbindungen zur „Black Lives Matter“-Bewegung pflegt, mittlerweile wie eine Heilige. Tritt sie auf, bilden sich lange Schlangen.

Nach der Niederlage Bernie Sanders gegen Hillary Clinton und beider gegen Trump hoffen die linken Demokraten, daß künftig einmal mit Alexandria Ocasio-Cortez der sozialistische Traum wahr werden könnte.